Rekordhalter nach viertem Turniersieg in Wiesentheid

Dauerbrenner Julian Beßler

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Sieger 2012, Sieger 2013, Sieger 2017, Sieger 2018 – der TSV Abtswind dominiert den Wiesentheider Fackelmann-Cup in jüngster Zeit wie kein zweiter Klub. Mit vier ersten Plätzen hält der Landesliga-Primus neben Bayern Kitzingen neuerdings den Rekord unter den Titelträgern des seit 1996 ausgespielten Mitternachtsturniers. Am Vorabend von Dreikönig wiederholte das von Co-Trainer Pascal Kamolz angeleitete Team seinen Erfolg aus dem Vorjahr.

Als Julian Beßler im Kreise der Mitspieler den goldglänzenden Henkeltopf in die Höhe reckt, ist es bereits kurz nach eins in der Nacht. Lange hat es mal wieder gedauert, bis der Sieger ermittelt war. Nach sieben Stunden steht fest, dass der TSV Abtswind den Wanderpokal, der das letzte Jahr im Vereinsheim verbrachte, einfach wieder mit nach Hause nimmt. Die Titelverteidigung war erfolgreich. Für Beßler ist die Siegerehrung ein ganz besonderer Moment: weil ihm in diesen Augenblicken einer immer sehr nahe ist. Jedes Mal, wenn der 25-Jährige am Ende eines Turniers nach vorne schritt, um Trophäen und Prämien in Empfang zu nehmen, hatte er das weiße Trikot an, das die Abtswinder im September nach dem Unfalltod ihres Schiedsrichters Steffen Mix hatten bedrucken lassen, um an ihren Weggefährten zu erinnern. „Das war mir wichtig“, sagt Beßler. „Steffen war mein bester Freund.“ Es schien, als hatte diese bemerkenswerte Geste den Flügelstürmer immer besonders motiviert. Das Abtswinder Eigengewächs ist auch sonst in mancherlei Hinsicht einzigartig, ein Unikat.

Als Einziger aus der Mannschaft hat Beßler diesen Winter alle vier Hallenturniere gewonnen, an denen er teilgenommen hat. Und auch beim Fackelmann-Cup hält er einen Rekord: Kein anderer Mitspieler kann auf derart viele Titel in Wiesentheid verweisen. Nur Beßler war immer dabei, als Abtswind 2012, 2013, 2017 und 2018 den Pokal bekam. Wer weiß, ob es diesmal mit der Wiederholung des Vorjahreserfolgs hingehauen hätte, wenn er seiner eigentlichen Bestimmung gefolgt wäre. Nicht, weil er kein passabler Keeper wäre. Da aber Thilo Wilke nach einem Schneesturm in den USA festsaß und keinen Flug nach Deutschland bekam, um während seines Auslandsstudiums per Gastspielrecht in Wiesentheid aufzulaufen, veränderten sich kurzfristig die Positionen. Julian Beßler musste ins Feld, wo er auch im Freien zu finden ist, während er sich in der Halle gerne mal zwischen die Pfosten stellt, weil er das in der Jugend gelernt hatte. Während Abtswinds Winter-Rückkehrer Florian Warschecha vom TSV Repperndorf den Schlussmann gab, wirbelte Beßler übers Parkett.

Der flinke Linksfuß trat während des Turniers an einem neuralgischen Punkt in Erscheinung: Abtswind hatte zwar das Viertelfinale erreicht, aber in den letzten beiden Vorrundenspielen gegen unterklassige Teams alles andere als überzeugt. Gegen die DJK Oberschwarzach (1:1) und den FV Karlstadt (2:2) reichte es nur zu Unentschieden. Auf den Gruppenzweiten wartete in der ersten K.o.-Runde ausgerechnet Gastgeber TSV/DJK Wiesentheid, mit dem sich Abtswind das Finale 2017 geliefert hatte. Es sah nicht gut aus, nachdem die Wiesentheider Sebastian Flurschütz und Martin Seitz die 2:1-Führung erzielt hatten. Julian Beßler aber ließ sich davon nicht beirren und schlug zurück, zunächst mit dem Ausgleichstreffer, in letzter Minute mit dem 3:2 zum Sieg. Als es darauf ankam, war Abtswind wieder voll auf der Höhe. Vergessen waren die Durchhänger aus der Vorrunde, die zittrigen Spiele, die den Favoriten an seiner Rolle zweifeln ließen. „In den Ansprachen bin ich lauter geworden“, sagte Pascal Kamolz, der als Co-Trainer am Spielfeldrand für das Coaching verantwortlich war, während Chefanweiser Petr Skarabela auf den Rängen in die Beobachterrolle gegangen war.

Auf Titeljagd: Der Abtswinder Michael Herrmann (links) rückt dem Gegner auf den Leib.

Kamolz hatte taktiert, probiert und umgestellt: Bei den ersten beiden Siegen gegen Kreisligist TSV Nordheim/Sommerach – das entscheidende 1:0 durch den angeschlagenen und ab dem Viertelfinale aussetzenden Michael Herrmann fiel kurz vor Schluss – und gegen den oberpfälzischen Bezirksligisten TuS Kastl (3:1) wählte er die klassische Hallenformation mit zwei defensiven und zwei offensiven Feldspielern. Wer Luft holen musste, konnte nach Belieben hinter die Bande springen und sich mit einem Mitspieler abwechseln. Gegen Oberschwarzach und Karlstadt, beide aus der Bezirksliga, stellte Kamolz die Spieler in einer Raute aufs Feld. Jürgen Endres, der ab dem Viertelfinale ins Turnier einstieg, sollte dann im 1:2:1-System den Frontmann geben und seinen robusten Körper ins Spiel bringen, um den Ball abzuschirmen. „Als Prellbock“, wie Kamolz erklärte, der seine Idee jedoch verwarf, noch bevor Endres in der Halle war, und zur 2:2-Formation zurückkehrte. Besserung gab es auch bei der Chancenverwertung, die anfangs mehr als kläglich war.

Adrian Graf etwa donnerte den Ball gegen Kastl kurz vor dem Tor meterweit über die Latte. Jona Riedel hatte gegen Oberschwarzach den Siegtreffer auf dem Fuß, trat aber vor dem leeren Gehäuse nach Peter Mrugallas Zuspiel am Leder vorbei. Auf der anderen Seite hatte unmittelbar davor Schlussmann Florian Warschecha erstklassig gegen den einschussbereiten Daniel Herzog geklärt. Und wie oft war Abtswind an diesem Abend eigentlich der Pfosten im Weg gestanden? Unzählige Male fehlten nur Zentimeter. Der anfangs noch glücklose Jona Riedel wurde mit fortschreitender Dauer immer wichtiger: Im Viertelfinale gegen Wiesentheid sowie im Halbfinale gegen die TG Höchberg erzielte der 21-Jährige jeweils die 1:0-Führung; im Finale beim erneuten Aufeinandertreffen mit Nordheim/Sommerach brachte er Abtswind mit 2:1 in Front. Es war der erforderliche Ruck, der ab der K.o.-Phase durch das Team ging und Abtswind zur kompromisslosen Turniermannschaft werden ließ. So kam für den zweiten Landesligisten im Teilnehmerfeld, die TG Höchberg, die ihre Vorgruppe als Tabellenerster abgeschlossen hatte, in der Runde der letzten Vier das Aus.

3:3 stand es nach rasanten zwölf Minuten, in denen es Diskussionen gab, ob Grätschen in der Halle erlaubt ist oder nicht. Die einzelnen Schiedsrichter hatten solche Aktionen im Verlauf des Turniers unterschiedlich gehandhabt. Die Höchberger erzielten infolgedessen mit einem direkten Freistoß den Ausgleich, ehe Abtswinds Jürgen Endres in der Verlängerung mit dem 4:3 zuschlug. Im Finale bekam es der Titelverteidiger mit dem Vorrundengegner Nordheim/Sommerach zu tun, der sich im Halbfinale überraschend gegen Oberschwarzach durchgesetzt hatte. „Das hat uns in die Karten gespielt“, sagte Pascal Kamolz. Der Kreisligist hatte sich bis dahin völlig verausgabt und konnte im Endspiel bis auf den zwischenzeitlichen Ausgleich nichts mehr entgegensetzen. 3:1 hieß es am Schluss. Wer den Pokal beim Verlassen der Halle in seine Obhut brachte, stand zunächst nicht fest. Nur eines war sicher: „Ich nehme den Deckel mit nach Hause“, sagte Julian Beßler und verschwand zufrieden in die Nacht.

Michael Kämmerer

Im Verlauf des Abends konnte Abtswinds Co-Trainer Pascal Kamolz immer häufiger lachen.

Zahlen, Daten & Fakten zu den Abtswinder Spielen

Vorrunde
TSV Abtswind – TSV Nordheim/Sommerach 1:0
Tor: 1:0 Michael Herrmann.

TuS Kastl – TSV Abtswind 1:3
Tore: 0:1 Adrian Graf, 0:2 Steffen Barthel, 1:2 Johannes Kölbl, 1:3 Julian Beßler.

TSV Abtswind – DJK Oberschwarzach 1:1
Tore: 0:1 Daniel Herzog, 1:1 Adrian Dußler.

TSV Abtswind – FV Karlstadt 2:2
Tore: 0:1 Timo Rützel, 1:1 Peter Mrugalla, 1:2 Tim Hofbauer, 2:2 Steffen Barthel.

Tabelle nach der Vorrunde
1. DJK Oberschwarzach (10 Punkte)
2. TSV Abtswind (8 Punkte)
3. TSV Nordheim/Sommerach (4 Punkte)
4. FV Karlstadt (4 Punkte)
5. TuS Kastl (1 Punkt)

Viertelfinale
TSV Abtswind – TSV/DJK Wiesentheid 3:2
Tore: 1:0 Jona Riedel, 1:1 Sebastian Flurschütz, 1:2 Martin Seitz, 2:2 Julian Beßler, 3:2 Julian Beßler.

Halbfinale
TSV Abtswind – TG Höchberg 4:3 nach Verlängerung (3:3)
Tore: 1:0 Jona Riedel, 2:0 Peter Mrugalla, 2:1 Ferdinand Hansel, 3:1 Steffen Barthel, 3:2 Daniel Woller, 3:3 Julian Hippacher, 4:3 Jürgen Endres.

Finale
TSV Abtswind – TSV Nordheim/Sommerach 3:1
Tore: 1:0 Peter Mrugalla, 1:1 Sebastian Pfeufer, 2:1 Jona Riedel, 3:1 Adrian Dußler.

Endstand
1. TSV Abtswind
2. TSV Nordheim/Sommerach
3. TG Höchberg
4. DJK Oberschwarzach
5. TSV/DJK Wiesentheid
6. SC Schwarzach
7. FC Geesdorf
8. FV Karlstadt
9. SG Castell/Wiesenbronn
10. TuS Kastl

Für Abtswind spielten (Tore in Klammern): Florian Warschecha; Michael Herrmann (1), Adrian Graf (1), Mathias Brunsch, Adrian Dußler (2), Jürgen Endres (1), Steffen Barthel (3), Jona Riedel (3), Julian Beßler (3), Peter Mrugalla (3).

Sonderpreise: Jona Riedel (55. und 66. Tor des Turniers).

Abtswinds Jona Riedel brauchte ein wenig Zeit, um ins Turnier zu finden.

Stimmen zum Turnier

Pascal Kamolz (Co-Trainer TSV Abtswind): „Der Turniersieg ist verdient. Jedoch waren die Spiele in der Vorrunde sehr holprig. Ich hatte gewarnt, die Sache locker zu nehmen. Das hat nicht ganz gefruchtet. Auffällig war, dass uns die Abschlussgenauigkeit gefehlt hat, einige Chancen kläglich vergeben wurden und wir eine Vielzahl an Pfostenschüssen hatten. Im Turnierverlauf hat es sich gebessert. Wir sind in den Ansprachen lauter geworden. Zum Schluss haben wir gezeigt, dass wir den Hallenfußball beherrschen. In der K.o.-Phase waren wir richtig gut. Oberschwarzach wäre im Finale der unangenehmere Gegner gewesen. Mit Nordheim/Sommerach war die Hürde im Finale nicht mehr ganz so hoch. Daher wussten wir, dass wir in der Lage sind, das Turnier zu gewinnen. Für mich war es eine Premiere: Ich habe noch nie zuvor ein Hallenturnier gewonnen, nicht einmal als Spieler. Deshalb bin ich sehr stolz auf die Mannschaft.“

Julian Beßler (Abtswinds Rekordturniersieger): „Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Winter in allen vier Turnieren als Sieger aus der Halle gehe. Das hatte ich noch nie, das ist ein wahnsinniges Gefühl. Zumal ich immer dabei war, wenn Abtswind den Fackelmann-Cup gewonnen hat. In der Halle ist es wichtig, die Konzentration hochzuhalten. Alles geht so schnell. Du musst immer eine richtige Entscheidung treffen. Schaltest du den Kopf aus, ist es vorbei. Nach dem kleinen Durchhänger in der Vorrunde mit zwei Unentschieden, hat uns das Viertelfinale gegen Wiesentheid wachgerüttelt. Es freut mich unheimlich, dass ich die Mannschaft mit zwei Toren ins Halbfinale geschossen habe. Bis zu Thilo Wilkes Absage heute Morgen war ich als Torwart vorgesehen. In Gedenken an meinen verstorbenen Freund Steffen Mix hatte ich bei jedem Turnier unser „You’ll never walk alone“-Shirt dabei und habe es bei jeder Siegerehrung getragen. Das hat mich immer motiviert.“

Adrian Graf (Abwehrspieler TSV Abtswind): „Das war mein erster Hallenturniersieg überhaupt. Früher habe ich gerne in der Halle gespielt, bis ich gehört habe, ich sei kein guter Hallenspieler. Ich mache trotzdem gerne ein Turnier mit, um mich fitzuhalten, lieber als aufs Laufband zu gehen. Bei unserem Hallentraining unter der Woche habe ich den Jungs gezeigt, wo es langgeht. Und schon gewinnen wir das Ding. Von der Körpergröße bin ich kein typischer Hallenspieler, da haben es die Kleinen und Wendigen leichter, aber von der Technik kann ich mithalten. Die Gegner hatten nur eine Chance, wenn wir nicht Vollgas gegeben haben wie in den letzten beiden Gruppenspielen. Mit hundert Prozent Leistung konnte es keinen anderen Sieger als uns geben. Die erfolgreiche Titelverteidigung ist in jedem Fall gut für die Stimmung in der Mannschaft.“

Gruppenbild mit Pokal: das siegreiche Abtswinder Team.

Das Finale in voller Länge: Video 1, Video 2.

Abtswinds Pascal Kamolz im Video-Interview.

Impressionen von den Spielen, von der Siegerehrung und dem ganzen Drumherum in der Steigerwaldhalle finden sich in einer großen Fotoserie.

Alle Abtswinder Hallenturnier im Überblick.