Der wiedererstarkte Tabellenführer macht seinen Ausrutscher vergessen

TSV Abtswind – TSV Karlburg 3:1 (1:0)

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Alles wieder gut? Alles wieder gut! Die 1:4-Niederlage in Unterpleichfeld hat bei den Balltretern des TSV Abtswind keine Nachwirkungen hinterlassen. Trainer Petr Skarabela hatte bereits unter der Woche Notwendigkeit für eine Krisensitzung gesehen – und Recht behalten. Sein Team zeigte beim 3:1-Erfolg gegen den TSV Karlburg keine Spur der Verunsicherung und erweckte den Eindruck, dass der Ausrutscher zuvor eine einmalige Sache gewesen sein dürfte.

Was wäre das für eine Nacht geworden? Schlaflos? Gut möglich. Erholsam? Eher weniger. Am nächsten Morgen wie gerädert? Hätte passieren können. So aber konnte Mathias Brunsch am Samstagabend ganz beruhigt einschlafen. Kurz nach fünf am Nachmittag wäre er am liebsten im Boden versunken. Ein kapitaler Aussetzer machte Abtswinds Abwehrmann zu schaffen. Mit einem verunglückten Kopfball leitete Brunsch, der bis zum Saisonbeginn eineinhalb Jahre ausgesetzt hatte und bis zur alten Stärke noch ein wenig Zeit benötigt, den überraschenden Karlburger Ausgleich ein. Es war ein Tor aus dem Nichts. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass die Gäste mit einem Mal zurück im Spiel waren. Sturmspitze Sebastian Stumpf nahm die unverhoffte Vorlage an und hob das Leder über den verdutzten Schlussmann Julian Schneider. Der Lapsus hätte für Abtswind zur negativen Schlüsselszene werden können, ähnlich wie der Platzverweis für Peter Mrugalla in der Vorwoche, als der Schuss nach hinten losging. Diesmal ließ sich die Skarabela-Elf nicht aus der Bahn werfen. Diesmal war der Rückschlag nur ein kurzer Anflug von Schlafmützigkeit, die es offenbar brauchte, um wieder hellwach zu werden.

Keine Minute nach dem 1:1 überließ Peter Mrugalla seinem Offensivkompagnon Steffen Barthel den Ball, und der zögerte keinen Augenblick, um Abtswind sieben Minuten nach Wiederbeginn erneut in Führung zu bringen. Der Karlburger Jubel war mit einem Schlag verstummt. „Die Abtswinder Niederlage in Unterpleichfeld hat mir nicht gepasst, weil ich eine Trotzreaktion erwartet habe“, sagte Gästetrainer Patrick Sträßer, dessen Befürchtung Wirklichkeit wurde. „Mir war klar, dass Abtswind das nicht zweimal hintereinander passiert.“ Mit dem Traumtor Michael Herrmanns – ein fulminanter Linksschuss aus der Luft in den Torwinkel – lag der Deckel auf dem Spiel, und Abtswind hatte ihn draufgemacht. Das 3:1 nach gut einer Stunde bedeutete die Entscheidung, weil Karlburg viel zu selten vor das gegnerische Tor stieß. „In Abtswind kann man verlieren“, fand Patrick Sträßer. „Aber die Entstehung der Tore war vermeidbar.“ Mal verstolperten seine Spieler den Ball, mal passte die Zuordnung beim Verteidigen nicht. Bei solchen Fehlern kannten die Hausherren keine Kompromisse.

Abtswinds Steffen Barthel (Mitte) beschäftigt die Karlburger Cedric Fenske (links) und Luca Pfister.

Auch ohne das bewährte Sturmduo Pascal Kamolz (Urlaub) und Daniel Endres (beruflich verhindert) herrschte im Angriff viel Betrieb. Peter Mrugalla und Steffen Barthel nahmen die Spitze ein und legten sich gegenseitig die Chancen auf. Wie beim 1:0 in der 13. Minute, als Mrugalla sich mit ganzem Körpereinsatz gegen zwei Karlburger durchsetzte. Barthel bekam die Kugel zugesteckt und packte seinen gefürchteten Linksschuss zum Führungstreffer aus. Die Mission „Wiedergutmachung für Unterpleichfeld“ hatte glänzend begonnen. Ein Erfolgsfaktor war die linke Seite, auf der Frank Hartlehnert und Przemyslaw Szuszkiewicz das Tempo hochhielten. Hartlehnert, allem Anschein nach der schnellste Spieler der ganzen Liga, schaltete immer wieder den Turbo an und mischte mit seinen Sturmläufen den Gegner auf. Oder er legte Szuszkiewicz den Ball so gut vor, dass dieser mehrere Flanken gefährlich in den Strafraum bringen konnte. „Frank ist eine Waffe, wenn er gesund ist“, stellte Abtswinds Trainer Petr Skarabela fest. Mit der Gesundheit war das bei Hartlehnert in der Vergangenheit so eine Sache. Zuletzt machten ihm mal wieder die Adduktoren Probleme. Umso frischer kehrte er nach der Verletzungspause auf den Platz zurück. In der 19. Minute stürmte Hartlehnert so weit nach vorne, dass er Barthel Szene setzte. Viel fehlte beim Abschluss nicht.

Karlburg schaffte es im ersten Durchgang nicht mal in den Strafraum. Adrian Graf und Mathias Brunsch, die beiden Abtswinder Innenverteidiger, machten ihre Sache bis dahin gut. Nach einer Reihe von Gegentreffern – vier in Unterpleichfeld, sechs im Pokal gegen Aschaffenburg – ging es bei der Wiedergutmachung auch darum, am besten zu Null zu spielen. Mit ein bisschen mehr Zielgenauigkeit hätte sich das schon vor der Pause einleiten lassen: Ein 3:0 zur Pause war nicht so abwegig, denn Jürgen Endres schoss kurz zuvor gefährlich ans Außennetz, während Peter Mrugalla für Keeper Fabian Brand Beschäftigung hatte. Die Gäste wären bei einem klaren Halbzeitrückstand gewiss nicht mehr ins Spiel zurückgekommen. Die angespannte Abtswinder Personallage machte sich nicht negativ bemerkbar. Hartlehnert war nicht der einzige Rückkehrer gewesen: Der genesene Jürgen Endres kam nach drei Wochen wieder zum Einsatz, und zwar ganz ungewohnt auf rechts, weil Philipp Hummel angeschlagen war. Nicolas Wirsching und Lukas Wirth standen nach ihrem Urlaub wieder parat. Besonders erfreulich war der Kurzauftritt von Daniel Hämmerlein. Fünf Monate nach seinem Meniskusschaden gab der Allrounder ein vierminütiges Comeback.

Michael Kämmerer

Ausgleich für die Gäste: Sebastian Stumpf fällt und trifft über Abtswinds Schlussmann Julian Schneider hinweg.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Nicolas Wirsching (87. Daniel Hämmerlein), Adrian Dußler, Jürgen Endres, Frank Hartlehnert (62. Lukas Wirth) – Peter Mrugalla (84. Jona Riedel), Steffen Barthel.
TSV Karlburg: Fabian Brand – Luca Pfister, Cedric Fenske, Marco Schiebel, Jan Wabnitz – Erik Schnell-Kretschmer, Johannes Gold, Marco Mehling, Steffen Bachmann – Sebastian Stumpf, Manuel Römlein.
Schiedsrichter: Dominik Fober (Herrieden); Assistenten: Patrick Lohwasser (Lichtenau), Sebastian Segmüller (Altenmuhr).
Zuschauer: 250.
Gelbe Karten: Jürgen Endres, Nicolas Wirsching (Abtswind); Steffen Bachmann, Erik Schnell-Kretschmer, Jan Wabnitz (Karlburg).
Tore: 1:0 Steffen Barthel (13.), 1:1 Sebastian Stumpf (52.), 2:1 Steffen Barthel (53.), 3:1 Michael Herrmann (63.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Heute haben wir einen guten Tag erwischt. Wir wollten uns für die Niederlage und die verschenkten Punkte in Unterpleichfeld rehabilitieren. Unter der Woche hatte ich nur zwölf Leute im Training. Die Antwort auf dem Platz war gut. Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit beherrscht. Wir haben uns fünf Minuten eine Auszeit genommen und ein blödes Tor nach einem Fehler bekommen. Mathias Brunsch hat ein sehr gutes Spiel gezeigt, sich aber mit einer Aktion sein Spiel kaputt gemacht. Das haben wir zum Glück ausgebügelt. Nach dem Ausgleich haben wir schnell das 2:1 gemacht. Steffen Barthel hat einen super Tag erwischt. Wenn wir immer eine solche Leistung bringen und eine Schippe drauflegen, gerade bei der Chancenverwertung, bin ich für den weiteren Saisonverlauf sehr zuversichtlich. Ich würde mich freuen, gerade für unseren Torhüter Julian Schneider, wenn wir die nächsten Mal wieder zu Null spielen. In jedem Fall sind wir jetzt wieder im Soll.“

Patrick Sträßer (Trainer TSV Karlburg): „Egal ob mit dem Würzburger FV oder mit Rimpar – Abtswind scheint mir nicht zu liegen: Jedes Mal fahre ich als Verlierer nach Hause. Am verdienten Sieg gibt es nichts zu rütteln. Wir haben versucht, Abtswind so lange wie möglich und so gut es ging zu ärgern. Nach dem Gegentor in der 13. Minute wurde es für uns schon schwierig. Ich vergleiche das immer mit dem FC Bayern in der Bundesliga: Du musst einen guten Tag haben, und der Gegner einen schlechten. Das war heute nicht der Fall. Wir waren in der ersten Hälfte viel zu weit weg von den Leuten und haben die entscheidenden Zweikämpfe nicht gewonnen. Wobei ich meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf mache. Das ist eben der Qualitätsunterschied. Was mich ein bisschen ärgert: Bei allen drei Gegentreffern hatten zuvor wir den Ball und haben ihn dann verstolpert. In der zweiten Halbzeit waren wir frecher und haben die ein oder andere Möglichkeit bekommen. Nach dem Geschenk zum 1:1 kassieren wir postwendend den Genickschlag mit dem 1:2.“

Jürgen Endres (Mittelfeldspieler TSV Abtswind): „Aufgrund Philipp Hummels Verletzung bin ich in die Startelf und auf die rechte Seite gekommen, obwohl ich nach einer Zerrung in Haibach zwei Wochen ausgefallen war. In der vergangenen Woche habe ich zweimal ohne Probleme trainiert. Jetzt muss ich mich wieder rankämpfen und meine Fitness steigern. Für den Anfang war das heute in Ordnung. Normalerweise spiele ich ja im zentralen Mittelfeld. Diesmal musste ich auf die rechte Seite ausweichen. Mit Michael Herrmann als begnadetem Läufer hinter mir habe ich das hinbekommen. Im Spiel nach hinten bin ich eingerückt und habe den beiden Sechsern Nicolas Wirsching und Adrian Dußler geholfen. Nachdem ich im Juli geheiratet habe, geht es Ende September für zwei Wochen auf Hochzeitsreise. Ich hoffe, dass Jonas Wirth bis dahin wieder fit ist und meinen Platz einnehmen kann.“

Redebedarf: Abtswinds Trainer Petr Skarabela (links) analysiert das Spiel mit Verteidiger Mathias Brunsch.

Viele Bilder vom Spiel gegen Karlburg gibt es in einer Fotoserie.

Abtswinds Flügelflitzer Frank Hartlehnert im Video-Interview.

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.