Abtswind zieht in die erste bayerische Hauptrunde ein

TSV Abtswind – TSV Unterpleichfeld 3:2 (1:0)

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Der TSV Abtswind mischt weiter im Pokalwettbewerb mit. Am Mittwochabend zog die Mannschaft von Petr Skarabela in die erste bayerische Hauptrunde ein. Zwischenzeitlich hatte es nach einem sicheren Weiterkommen ausgesehen. 3:0 führte der Favorit gegen den Landesliga-Konkurrenten TSV Unterpleichfeld. Die Gäste stecken allerdings nicht auf und machten es in der Schlussphase spannend. Mehr als das 2:3 sprang aber nicht heraus.

Am Wochenende waren die Abtswinder noch feixend über den Rasen gehüpft. Sie hatten den Bayernligisten Würzburger FV mit einem 4:2 in der ersten Qualifikationsrunde des Toto-Pokals ausgeschaltet. Vier Tage später fiel der Jubel über das Erreichen der Hauptrunde deutlich gedämpfter aus. Die Bedingungen waren diesmal ganz anders. Abgekämpft und schweißüberströmt verließen die Spieler den Platz. Unverhofft war es noch ein hartes Stück geworden. Frank Hartlehnert etwa fühlte sich völlig entkräftet. Nach langer Zeit hatte der flinke Flügelspieler, der in den vergangenen Monaten für Verletzungen anfällig war, mal wieder die ganze Zeit auf dem Feld gestanden und war viel gerannt. Der Spielverlauf gegen den TSV Unterpleichfeld diente auch nur bedingt als Stimmungsaufheller. Am Ende mussten die Abtswinder noch froh sein, dass sie eine scheinbar komfortable 3:0-Führung nicht aus der Hand gaben. Die Gäste sahen in den letzten zwanzig Minuten ihre Chance, den Favoriten ins Schwitzen zu bringen – und das nicht nur aufgrund der dreißig Grad unter sengender Sonne.

„Ich hatte das Gefühl, meine Mannschaft wollte vier, fünf oder sechs Tore schießen“, sagte Trainer Petr Skarabela. Das war zu viel des Guten. Dadurch vernachlässigte der TSV die Abwehrarbeit, stand hinten aufreizend offen und lud zum Kontern ein. „Wir hätten uns fallenlassen müssen. Eigentlich kann die Mannschaft das gar nicht“, sagte der Coach. „Wir stehen immer hoch. Konter sind nicht unser Stil.“ Die beherrschten dafür die Unterpleichfelder richtig gut. Andreas Flockerzi flankte auf Leon Vollmuth, und der hatte keine Mühe, den Ball freistehend zum 1:3 über die Linie zu drücken (72.). Von da an mobilisierte die Mannschaft aus dem Landkreis Würzburg ihre Kräfte. Und das, obwohl Trainer Thomas Redelberger mit einem dünnen Aufgebot anreisen musste. Urlauber, Angeschlagene und Langzeitverletzte dezimierten den Kader. Auch die gefährlichen Offensivleute Marcial Weisensel und Nikos Bude waren verletzt zu Hause geblieben. Ulrich Scheidel, Neuzugang aus Aubstadt, fehlte beruflich. André Schmitt besaß nach seiner Einwechslung noch genug Power, um nach einem Gegenstoß in der 83. Minute auf 2:3 zu verkürzen.

Abtswinds Angreifer Pascal Kamolz (Mitte) beschäftigt die Unterpleichfelder Hintermannschaft.

„Wir waren unsortiert, die Innenverteidigung überrascht“, erkannte Skarabela Dinge, die seinem Team zuvor nicht passiert waren. „Die Umstellungen haben uns den Spielfluss gekostet.“ Siebzig Minuten deutete nichts darauf hin, dass die Hausherren am Sieg zweifeln mussten. Das Leder rollte so sicher, dass Unterpleichfeld nicht hinterherkam. Die spritzigen Angreifer Pascal Kamolz und Daniel Endres schossen exzellent den zweiten und dritten Treffer heraus. Mustergültig waren auch die Vorlagen von Michael Herrmann und Frank Hartlehnert über außen gekommen. Ohnehin war das Ergebnis schon zur Pause, als es 1:0 stand, ziemlich schmeichelhaft für Unterpleichfeld ausgefallen. Die Zahl und die Qualität der Abtswinder Chancen machte die spielerische Überlegenheit deutlich. Gäste-Torwart Stefan Kraus stand im ersten Durchgang mehrmals im Mittelpunkt, als er in höchster Not reflexartig parierte. Das fing nach zwanzig Minuten beim Kopfball von Sven Gibfried an und ging bis zur Pause weiter, als Pascal Kamolz brandgefährlich vor dem Kasten in Erscheinung trat. Bei Adrian Dußlers Freistoß war Unterpleichfelds Schlussmann machtlos, doch der Pfosten stand ihm zur Seite und verhinderte den Rückstand (32.).

Geschehen war es um Kraus allerdings, als Nicolas Wirsching mit viel Gefühl zum 1:0 ins Netz hob, nachdem Michael Herrmann vorgelegt hatte (36.). „Wer will den Ball?“ Die Frage von Keeper Stefan Kraus zeigte, wie schwer es in dieser Phase für Unterpleichfeld war, eine Anspielstation zu finden. Die Gäste konnten sich nicht aus der Umklammerung lösen und hatten massive Probleme mit dem gegnerischen Pressing. Verteidiger Kevin Dees, ein Mann mit Bayernliga-Erfahrung, der im Juni vom Würzburger FV nach Unterpleichfeld gewechselt ist, lieferte sich packende Duelle mit Pascal Kamolz, doch zur Pause war für ihn Schluss. Wegen einer Knöchelverletzung, die er bei einem Foul selbst verursacht hatte, nahm ihn Trainer Thomas Redelberger nach 45 Minuten vorsichtshalber aus dem Spiel. „Für uns war es ein besseres Vorbereitungsspiel und ein richtig guter Test“, sagte Unterpleichfelds Übungsleiter, der sich fortan ganz auf die Landesliga konzentrieren kann. Für Abtswind geht es Anfang August im Pokal weiter. Der Gegner wird demnächst bei einer Auslosung mit allen bayerischen Pokalteilnehmern ermittelt.

Michael Kämmerer

Das tut weh: Der Abtswinder Frank Hartlehnert geht unsanft zu Boden.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Sven Gibfried, Adrian Graf, Carl Murphy (73. Przemyslaw Szuszkiewicz) – Nicolas Wirsching (64. Lukas Wirth), Adrian Dußler, Philipp Hummel (57. Daniel Endres), Frank Hartlehnert – Steffen Barthel, Pascal Kamolz.
TSV Unterpleichfeld: Stefan Kraus – Nino Wagner, Kevin Dees (46. Andreas Zehner), Dominik Oßwald, Julian Horn – Simon Schönfeld, Andreas Fernando, Andreas Flockerzi, Johannes Göbel – Fabian Haas (66. André Schmitt), Leon Vollmuth.
Schiedsrichter: Björn Söllner (Schonungen); Assistenten: Jochen Burkard (Schleerieth), David Kern (Röthlein).
Zuschauer: 125.
Gelbe Karten: Sven Gibfried, Adrian Graf (Abtswind); Kevin Dees, Leon Vollmuth, Andreas Zehner (Unterpleichfeld).
Tore: 1:0 Nicolas Wirsching (36.), 2:0 Daniel Endres (63.), 3:0 Pascal Kamolz (71.), 3:1 Leon Vollmuth (72.), 3:2 André Schmitt (83.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Unterpleichfeld hatte einen überragenden Torwart. In der ersten Halbzeit hat er drei riesige Chancen herausgepickt. Der Gegner stand tief und ist trotzdem immer gefährlich geblieben. Nach dem 3:0 sind wir blind nach vorne gelaufen und wollten unbedingt noch mehr Tore schießen. Dadurch sind wir hinten anfällig geworden. Am Ende haben wir gezittert. Heute haben wir viele Sachen gut gemacht, aber auch viele Sachen falsch gemacht. Bis zum Ligastart müssen wir noch arbeiten. Ich hoffe, die Jungs haben daraus gelernt, was alles passieren kann. Denn jeder Gegner spielt gegen uns 120 Prozent. Wir polarisieren ein wenig die Liga. Das wird uns anspornen. Mir ist wichtig, dass wir uns Chancen herausspielen. Es gab sehr gute Aktionen von Pascal Kamolz, Daniel Endres und Adrian Dußler.“

Thomas Redelberger (Trainer TSV Unterpleichfeld): „Der Sieg geht in Ordnung mit dem einen Tor Unterschied. Ein 3:0 hätte dem Spielverlauf nicht entsprochen. Wir hatten nach einer halben Stunde eine Phase, in der wir keinen Zugriff mehr auf den Gegner hatten. Wir hätten schon zur Pause 0:2 hinten liegen können. In der Halbzeit haben wir uns einige Dinge überlegt. Wir mussten viel mutiger spielen. In gewissen Phasen konnten wir fußballerisch mithalten. Wie wir uns in der zweiten Hälfte präsentiert haben, war aller Ehren wert. Was mich ein bisschen ärgert: Aus zwei aussichtsreichen Situationen kassieren wir im Gegenzug den zweiten und dritten Gegentreffer. Wir wurden zweimal ausgekontert. Es war stark, wie meine Mannschaft bis zum Ende gekämpft hat. Mit einem Quäntchen Glück erzielen wir den Ausgleich. Mit dem Auftritt in den ersten und in den letzten dreißig Minuten bin ich zufrieden.“

Frank Hartlehnert (Abtswinds Flügelflitzer): „Das Hitze hat jeden von uns mitgenommen. Es war kein einfaches Spiel, sondern kräftezehrend. Das merkt man dann auch am verhaltenen Jubel. In meinem Fall kam hinzu, dass ich über neunzig Minuten schon ewig nicht mehr gespielt habe. Das hat das Ganze ungewohnt gemacht. Wir brauchten zwanzig Minuten, um ins Spiel zu kommen. Danach hatten wir richtig gute Chancen. Was nach dem 3:0 los war, ist schwer zu erklären. Vor allem haben wir im Sechzehner die Zweikämpfe verloren und uns dadurch die Tore gefangen. Wenn genügend Leute im Training sind, wie das gerade der Fall ist, hat der Trainer genügend Auswahl für die Aufstellung. Dann gibt jeder richtig Gas. Die Situation ist momentan richtig angenehm. In manchen Testspielen ist es dann auch möglich, Spieler zu schonen. Vergangene Saison, als wir viele Verletzte hatten, war das anders.“

Auch nach dem Schlusspfiff geht es um die Wurst: Die Abtswinder Jürgen Endres (links) und Nicolas Wirsching stärken sich noch auf dem Spielfeld.

Viele Bilder vom Abtswinder Pokalerfolg gibt es in einer Fotoserie.

Alle Tore und Höhepunkte des Spiels als Videosequenzen.

Der Abtswinder Sommerfahrplan im Überblick.