Ein früher Treffer genügt, um an der Spitze zu bleiben

DJK Schwebenried/Schwemmelsbach – TSV Abtswind 0:1 (0:1)

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Angeschlagene Gegner sind bekanntlich die gefährlichsten. Das wissen nicht nur Boxer, die mit einem Hieb K.o. gehen können. Die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach hat turbulente Tage hinter sich: Das Überraschungsteam der Vorsaison ist bislang hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben und hat unter der Woche den Trainer ausgewechselt. Der Auftritt des TSV Abtswind war bei allen Widrigkeiten auf Seiten des Gegners kein einfacher, aber mit dem 1:0 zumindest ein erfolgreicher.

Alexander Ziegler ist derjenige, der der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach aufs Dach steigt. Der Vereinsvorsitzende filmt jedes Spiel seiner Mannschaft mit dem Handy, schneidet anschließend die besten Szenen zusammen und lädt das Video ins Internet. In Schwemmelsbach, wo in diesem Jahr die Landesliga-Heimspiele stattfinden, hat Ziegler einen herausragenden Platz fürs Filmen gefunden. Der 43-Jährige setzt sich aufs Sportheim. Der Blick zum Spielfeld ist dort am schönsten, um das Geschehen einzufangen. Wo oben ist, wussten sie bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach seit der vergangenen Saison. Als Tabellenvierter erlebte der Zusammenschluss aus den Gemeinden Arnstein und Wasserlosen einen ungeahnten Höhenflug. „Es ist optimal für uns gelaufen“, wirft Alexander Ziegler einen Blick zurück im Glück.

Das lässt sich in dieser Saison nicht behaupten. Acht Punkte aus acht Partien, ein Platz kurz vor den Abstiegsrängen, veranlassten die Vereinsführung zum Handeln. Unter der Woche stieg der Vorsitzende redensartlich seinem erst im Sommer verpflichteten Trainer Thorsten Selzam aufs Dach und stellte ihn von seinen Aufgaben frei. „Es haben viele Faktoren hineingespielt. Die Punkteausbeute war nicht unbedingt ausschlaggebend“, erklärt Ziegler, ohne konkret auf die Gründe der Entlassung einzugehen. Zwei Tage später beim Aufeinandertreffen mit dem TSV Abtswind war bei der trainerlosen Mannschaft keine Verunsicherung zu spüren. Die Spieler Oliver Mützel, Thomas Cäsar und Felix Zöller hatten alles getan, um ihr Team einzustellen, und das machte aus der misslichen Lage das Beste – was mit etwas Glück zu einem Zähler gereicht hätte.

„Wenn ein Verein den Trainer wechselt, ist das für den nächsten Gegner immer gefährlich“, stellte Abtswinds Trainer Petr Skarabela fest. Und noch ein Umstand gab dem 49-Jährigen zu denken: Seine einzigen Saisonsiege hatte Schwebenried/Schwemmelsbach gegen den ASV Vach und die TG Höchberg eingefahren, die beide in der Tabelle weit vorne stehen. „Zum Glück haben wir uns nicht eingereiht“, sagte Skarabela erleichtert, dessen Elf mit dem 1:0-Erfolg die Tabellenspitze verteidigte. Es müssen nicht immer vier, fünf oder noch mehr Treffer sein, mit denen Abtswind seine Gegner vom Platz schießt, auch wenn sich dann immer diskutieren lässt, ob es denn ein schmeichelhafter Sieg gewesen ist. Selbst Schwebenrieds Alexander Ziegler fand den Abtswinder Dreier „sicherlich nicht unverdient.“ Die Hausherren, 0:1 im Rückstand, machten zwar im zweiten Durchgang einiges an Betrieb in der Offensive, aber der Abschluss fiel deutlich zu harmlos aus.

Adrian Dußler sorgt für Betrieb im Abtswinder Spiel.

Das zeigte sich in der letzten Spielminute bei Geburtstagskind Jonas Wehner, der einen perfekten Flankenball schlecht verwertete. Mit ein paar schnittigen Hereingaben sorgten die Schwebenrieder immer mal für stockenden Atem, voran Marcel Kühlinger. Nach einer Stunde kam er Schlussmann Julian Schneider zuvor, setzte den Kopfball jedoch daneben. Bei der nächsten Flanke streifte Abtswinds Verteidiger Adrian Graf das Leder gerade noch vor dem herbeifliegenden Kühlinger (74. Minute). Entlastungsmomente gab es, indem der eingewechselte Daniel Endres Schwebenrieds Abwehr beschäftigte, aber die Konter blieben Stückwerk. Petr Skarabela hatte ein wenig anders als sonst aufstellen müssen: Kapitän Michael Herrmann, unter der Woche noch für das Abschlusstraining verantwortlich, weil der Trainer eine private Angelegenheit in Tschechien regeln musste, traf beruflich bedingt erst kurz vor dem Anpfiff in Schwemmelsbach ein.

Dafür gab Philipp Hummel den ungewohnten Rechtsverteidiger. Weil Schiedsrichter Kevin Rösch früh anfing, Karten zu ziehen, und bei dieser Linie blieb, musste der verwarnte Hummel zur Pause in der Kabine bleiben. Aus demselben Grund nahm Skarabela vorsorglich auch Jürgen Endres vom Feld. Es war für Abtswind kein Leichtes, in Schwemmelsbach zu bestehen. Das heimische Publikum, in jedem Fall emotional, schnell hitzig und vereinzelt aggressiv, fand offenbar keinen Gefallen an den Gästen. „Vor dieser Kulisse ist es für jeden Gegner schwer“, urteilte Petr Skarabela. „Wenn die Mannschaft Feuer gibt“, sagte Schwebenrieds Vorsitzender Alexander Ziegler, „geben auch die Zuschauer Feuer.“ Bevor es am Freitagabend in der zweiten Halbzeit Zug um Zug dunkler wurde, hatte der TSV seinen lichten Moment an den Anfang gelegt.

Peter Mrugalla köpfte den entscheidenden Treffer zum 1:0 bereits nach weniger als fünf Minuten. Zwischen den Verteidigern Pascal Stürmer und Bastian Full fand der Angreifer die Lücke. Torhüter Daniel Kemmer, normalerweise Torwarttrainer, mit 36 Jahren aber Ersatz für die verletzten Nicolas Herold und Leon Hartmann, konnte nichts ausrichten. Abtswinds Mittelfeld-Stratege Adrian Dußler hatte nicht weniger brillant mit einem Freistoß vorgelegt. Ein zweites Tor, für das es besonders im ersten Durchgang Chancen gab, wollte allerdings nicht mehr fallen. In der 24. Minute gab es die identische Szene wie beim Führungstreffer: Wieder kam der Freistoß von Dußler, wieder hielt Mrugalla den Kopf. Nur diesmal strich der Ball daneben. Eine halbe Stunde lang machten die Gäste ihre Sache richtig gut, dann ließ das Niveau etwas nach.

Michael Kämmerer

Abtswinds Adrian Graf (rechts) legt sich gegen den Schwebenrieder Jens Rumpel ins Zeug.

Das Spiel in der Statistik

DJK Schwebenried/Schwemmelsbach: Daniel Kemmer – Yannick Deibl, Sebastian Heinlein, Bastian Full, Pascal Stürmer – Thomas Cäsar, Felix Zöller, Marcel Kühlinger (82. Jonas Wehner), Fabian Lichtlein – David Fleischmann, Jens Rumpel (73. Jan Ludwig).
TSV Abtswind: Julian Schneider – Philipp Hummel (46. Michael Herrmann), Mathias Brunsch, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Adrian Dußler, Nicolas Wirsching, Jürgen Endres (72. Daniel Endres), Frank Hartlehnert (85. Daniel Hämmerlein) – Steffen Barthel, Peter Mrugalla.
Schiedsrichter: Kevin Rösch (Veitsbronn); Assistenten: Johannes Wellmann (Deutenbach), Fabian Jürschik (Fürth).
Zuschauer: 380.
Gelbe Karten: Jens Rumpel, Felix Zöller, Yannick Deibl, Thomas Cäsar, Jonas Wehner (Schwebenried/Schwemmelsbach); Philipp Hummel, Jürgen Endres, Peter Mrugalla, Adrian Dußler, Frank Hartlehnert (Abtswind).
Tor: 0:1 Peter Mrugalla (5.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir haben ein engagiertes Spiel gezeigt und uns keine Schwächephase geleistet. Unsere erste Halbzeit war richtig gut. Schade, dass Peter Mrugalla nicht noch ein zweites Tor gemacht hat. Die Chance war vorhanden. Nach der Pause war zu erwarten, dass der Gegner aufmachen muss. Schwebenried hat nach vorne gespielt, und wir haben im Gegenzug nichts aus den Kontern gemacht. Aufpassen mussten wir bei Standardsituationen: Schwebenried hatte dann immer zwei lange Kerle vorne. Wenn es nur 1:0 steht, kann dir immer etwas passieren. Mit dem 2:0 wäre das Spiel für uns viel ruhiger verlaufen. Nach der Trainerentlassung ist offenbar ein Ruck durch die Schwebenrieder Mannschaft gegangen. Der Gegner ist über seine Grenzen gegangen. Unter dem Strich war es ein gutes Spiel von beiden Mannschaften.“

Alexander Ziegler (Vorsitzender DJK Schwebenried/Schwemmelsbach): „Wir haben Abtswind gut den Schneid abgekauft. Wir haben nach vorne gespielt und wollten ein Tor. Es zieht sich durch die ganze Saison, dass wir im Abschluss zu schwach sind und auch nicht mal mit Glück ein Tor machen. Der Sieg ist sicherlich nicht unverdient. Man merkt aber, dass Manuel Weißenberger aufgehört hat, dass David Fleischmann in der Vorbereitung einige Wochen außer Gefecht war und Jens Rumpel derzeit angeschlagen ist. Wenn der komplette Sturm wegfällt, ist das schwer zu kompensieren. Man hat auch mal die Seuche am Fuß. Nach den letzten Tagen hat die Mannschaft die richtige Reaktion gezeigt. Der Zusammenhalt war zu erkennen. Wir haben taktisch gut gespielt, gekämpft und Leidenschaft geliefert. Es war zu sehen, dass die Jungs es können. Nur hat eben das Tor gefehlt. Ich bin für die Zukunft nicht schlechter Dinge.“

Steffen Barthel (Offensivspieler TSV Abtswind): „Wir haben drei Punkte im Kampf um den Aufstieg eingefahren, aber wir haben keine gute Leistung gebracht. Spielerisch ist bei uns einiges falsch gelaufen. Wir können es ja besser. Und dann gewinnen wir auch wieder souveräner. In der ersten Halbzeit hatten wir noch einige gute Aktionen und Kombinationen, gerade über die rechte Seite. Bei Standards waren wir generell gefährlich. Nach einer halben Stunde haben wir den Faden verloren. Irgendwann haben wir uns nicht mehr getraut, Fußball zu spielen, und wollten keine Fehler mehr machen. Das war viel Gebolze und wenig Fußball. Es war zu spüren, dass die Schwebenrieder sich nach dem Trainerwechsel zusammengerauft und eine Aufbruchstimmung erzeugt haben. Das hat es für uns schwieriger gemacht. Gut, dass wir uns von der Stimmung der gegnerischen Zuschauer nicht haben beeindrucken lassen.“

Der Abtswinder Steffen Barthel (links) startet gegen die Schwebenrieder Sebastian Heinlein und Thomas Cäsar (rechts) den nächsten Angriff.

Bilder vom Auswärtsspiel in Schwemmelsbach gibt es in einer Fotoserie.

Die Höhepunkte des Spiels als Video.

Abtswinds Steffen Barthel im Video-Interview.

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.