Doppeltes Steigerwald-Derby

Vorschau aufs kommende Wochenende

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Verdrehte Welt am Friedsrichsberg, aber der Rahmenterminkalender bestimmt, wo´s lang geht: Freitagabend steigt das Steigerwald-Derby Teil 1. Die dritte Mannschaft reist zur zweiten Gerolzhöfer Garnitur nach Michelau. Am Samstag tritt dann die Reserve beim ehemaligen Landesligisten an, im Hotspot Steigerwaldstadion. Zum guten Beschluss zeigt das Team von Petr Skarabela, wie man den klaren Klassenunterschied zu Bayernligist Aschaffenburg verkraftet hat. Ausgerechnet in Unterpleichfeld, wo Abtswind seine eigene Wembley Erfahrung machte.

Untypisch startet dieses Wochenende mit einer cineastischen Vorstellung. In Coop mit N-Ergie und IAS lädt der TSV Abtswind alle Freunde des deutschsprachigen Kinos zur Open-Air Veranstaltung ins Schwimmbad ein. Gezeigt wird die Komödie „Plötzlich Papa“. Einlass zur Veranstaltung ist um 18 Uhr, wenn das bunte Abendprogramm beginnt, mit u.a. einer Fotobox für sensationelle Erinnerungsbilder sowie dem beliebten Torwandschießen. Mit Einbruch der Dunkelheit gegen 20 Uhr startet die Filmvorführung, die bei jeder Witterung stattfindet. Der Eintritt zum Sommerkino beträgt vier Euro pro Person und ist für einen guten Zweck bestimmt: Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf teilen sich der TSV Abtswind, der das Geld investieren wird, um seinen Kleinfeldplatz für Fußball und Korbball herzurichten, und die Initiative Abtswinder Schwimmbad.

Ebenfalls am Freitagabend tritt die dritte Mannschaft im Steigerwald-Derby an. Gegen 18:30 geht es in Michelau gegen die zweite Mannschaft des FC Gerolzhofen, der zusammen mit der DJK Michelau eine schlagkräftige Spielgemeinschaft bildet. Ein Spiel auf Augenhöhe? Nach dem sensationellen Einstand gegen den hoch gehandelten FC Fahr ist der Mannschaft von Trainer Michael Ludwig einiges zuzutrauen.

Verkehrte Welt e.V. steht als studentische Vereinigung für internationale Kontakte im Verkehrswesen. Dafür organisieren sie Konferenzen, Vorträge und Exkursionen. Aktuelle Beiträge: Flunkyball beim FSR Sommerfest 2017, sowie Bier und Bilder Großbritannien 2016. Sage noch einer, Studenten würden lediglich studieren. Verkehrte, respektive absolut verdrehte Welt im Steigerwald. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit leuchtete der FC Gerolzhofen unserem TSV sportlichen den Weg aus. Mittlerweile ist der ehemalige Landesligist in der Kreisliga aufgeschlagen. Tabellarisch betrachtet im wahrsten Wortsinn. Drei mehr oder minder klare Niederlagen gegen Nordheim (0:2), Bergrheinfeld (1:2) und Altbessingen (0:1) bugsieren „die Macht vom Steigerwald“ (Titel der Vereinshomepage) ans Tabellenende. Nach dem abrupten Karriereende arrivierter Kräfte wie Alexander Kneißl-Bedenk, Julian Binzenhöfer, Daniel Geck, Florian Scharf und Daniel Klein ist die Mannschaft im direkten Umbruch, psychologisch „Findungsphase“ genannt. Ob in einer solchen Situation das Steigerwald-Derby gelegen kommt, mag dahingestellt sein.

In diesem Derby sind die Meisterschaftsfavoriten unter sich. Vor Saison befragt, wer am Schluss ganz oben vermutet wird, tippten alle Trainer auf unseren TSV. Alle? Nicht ganz, denn Patrick Gnebner und Robert Brenner legten sich auf Bezirksligaabsteiger Gerolzhofen fest. „3 Siege, 9 Punkte, 13 eigene Tore, das geht schon in Ordnung“, analysierte Patrick Gnebner im Spieltagsinterview. „Das war und ist unser Ziel. Wir wollen uns so lange wie möglich oben positionieren. Wenn du unter den ersten Drei stehst, das ist eine ganz andere Atmosphäre, da entwickelt sich eine Eigendynamik, die sich natürlich auch im Training widerspiegelt.“

Die Redaktion hakt nach: „Gerolzhofen war ja Euer Meistertipp. Sie stehen mit 1:5 Toren, null Punkten ganz unten. Habt ihr zwei euch sauber verschätzt?“ – „Sie haben ein Gegentor weniger als wir. Also irgendwas müssen sie schon gar nicht so schlecht machen. 1:5 heißt, die Gerolzhöfer Offensive ist jetzt nicht das Paradestück, aber ich habe einige Spiele erlebt, wo man ewig anrennt, den Ball nicht unterbringt und der Gegner ein einziges Mal durchkommt und schon hast du den Salat. Vor einem Jahr spielten wir im Test gegen Gerolzhofen. Da sind sie mir positiv aufgefallen, läuferisch, spielerisch richtig gut drauf. Wie sie jetzt aufgestellt sind, ist mir etwas ein Rätsel.“

Dabei geht die zweite Mannschaft wohltuend selbstkritisch mit dem jeweils letzten Spiel um. Jede Woche reflektiert das Trainerteam den eigenen Leistungsstand, die Kadersituation, Trainingseindrücke, und vieles mehr. „Wenn wir jetzt sagen, bis zum Winter sollen 40 Punkte her,“ Erklärt Patrick Gnebner, „dann macht sich bis zum 14. Spieltag keiner einen Kopf. Wenn man erstmal 10 oder 15 Punkte hergeschenkt hat, dann wird es zum Ende hin eng. Wir gehen von Spiel zu Spiel, wollen alle Partien gewinnen. Bis jetzt hatten wir beileibe keine Laufkundschaft mit Altbessingen oder der DJK Schweinfurt. Man darf feststellen, wir sind relativ gut in die Saison gekommen. Jetzt müssen wir weiter auf der Welle surfen. Von Woche zu Woche reflektieren, lernen, etwas besser machen, uns entwickeln.“

Auf der Welle surfen, mitgehen, den Hype nutzen, dass lebt Petr Skarabela vor. Auch wenn man im direkten Vergleich mit Aschaffenburg deutliche Unterschiede zwischen Alltag Landesliga und Traum Bayernliga aufgezeigt bekam, so steht doch die erste Mannschaft tatsächlich glänzend da. Platz an der Sonne, einen Zähler vor dem Überraschungsvize Euerbach (der allerdings zwei Spiele mehr absolviert hat) und mit drei Punkten Abstand auf den prognostizierten Verfolger ASV Vach.

Nach Monatsfrist trifft man erneut auf den TSV Unterpleichfeld. Bereits im Pokal, Anfang Juli, erspielte sich die Skarabela-Elf ein 3:2, welches Gästecoach Thomas Redelberger damals nüchtern analysierte: „Der Sieg geht in Ordnung mit dem einen Tor Unterschied. Wir hatten nach einer halben Stunde eine Phase, in der wir keinen Zugriff mehr auf den Gegner hatten und hätten schon zur Pause 0:2 hinten liegen können. In der Halbzeit haben wir uns einige Dinge überlegt. Wir mussten viel mutiger spielen. In gewissen Phasen konnten wir fußballerisch mithalten. Wie wir uns in der zweiten Hälfte präsentiert haben, war aller Ehren wert.“ Dabei erwies sich Abtswind nicht nur im Pressing stark. Auch Fortuna war mit im Bunde, als man aus zwei Unterpleichfelder 100%-Chancen jeweils selbst per Konterattacke zum Torerfolg kam.

Letztes Jahr schwamm die Redelberger Elf zu Saisonbeginn auf der Euphoriewelle. Als Bezirksligameister gleich vom Start weg an die Landesligaspitze. Und Ende Juli gegen Abtswind das Sahnehäubchen. Mit 0:1 im Rückstand, einen Mann weniger auf dem Feld und in der Schlussminute drehen die Kicker aus dem Krautdorf diese verrückte Partie. Notfalls per Wembley Tor. Heuer wollen sie sich einmal mehr von Beginn an über eine sorgenlose Saison freuen. Alles Weitere ist willkommenes Zubrot, wie auch ein Heimerfolg über den Meisterfavoriten vom Friedrichsberg.

Matthias Ley

Das Wochenende im Überblick:

Landesliga: TSV Unterpleichfeld – TSV Abtswind
Sonntag, 27. August 2017, Anstoß 15:00 Uhr, Sportgelände Unterpleichfeld, Schulstr. 6, 97294 Unterpleichfeld
Abfahrt des Fanbusses am Wormser-Platz um 14:00 Uhr (Fahrpreis 7 Euro)
Schiedsrichter: Niels Venus
Assistenten: Werner Lutz und Patrick Lohwasser

Kreisliga: FC Gerolzhofen – TSV Abtswind II
Samstag, 26. August 2017, Anstoß 16:00 Uhr, Steigerwald-Stadion Gerolzhofen, Schallfelder Str. 51, 97447 Gerolzhofen
Schiedsrichter: Stefan Kuffer

A-Klasse: SG Gerolzhofen II / DJK Michelau – SG Abtswind III / Feuerbach
Freitag, 25. August 2017, Anstoß 18:30 Uhr, Sportgelände Michelau, Am Sportplatz 5, 97513 Michelau i. Steigerwald
Schiedsrichter: Christian Schmitt