Der Unparteiische spielt mit

TSV Abtswind – TSV Aubstadt 1:3 (0:1)

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Offiziell lautet das eigene Motto „Die Macht im Grabfeld“. Kenner der Bayernliga Szene bezeichnen die Gäste jedoch ehrfürchtig als „Maschine“ oder weit drastischer. Gegen Abtswinds kämpferisches Kollektiv benötigt Aubstadt zusätzliche Hilfe. Am Ende bilanziert das Scherbengericht gnadenlos: Das Schiedsrichtergespann hat nicht gerade einen Sahnetag erwischt. Aubstadt auch nicht. Abtswind hingegen spielt nicht nur grün-weiß.

In einem schnellen Auf und Ab, Rauf und Runter, geschieht lange nichts. Beide Seiten liefern eine vor allem in der Defensive konzentrierte Leistung ab. Torchancen springen dabei freilich keine heraus. Nicht einem Ansätze. Bis zur Richtung weisenden 20. Minute. Aubstadts Martin Thomann zieht wuchtig ab. Abtswinds Keeper Florian Warschecha faustet den Flatterball gerade noch aus dem rechten oberen Torwinkel. Als Flatterball landet die Kugel im zentralen Niemandsland vor dem Kasten. Es ist vermutlich Steffen Behr, der in Müller-Manier reaktionsschnell umschaltet und dem Kunstleder nachsetzt. Sein eingesprungener Kopfballaufsetzer gerät allerdings reichlich harmlos. Während die Pille in den wuchtigen Pranken von Abtswinds Keeper landet, rauscht Abtswinds Innenverteidiger Marcel Ruft heran und gibt dem fallenden Steffen Behr die noch fehlende Schubkraft zur vollendeten Rasenrolle. Schiedsrichter Torsten Wenzlik wertet diese Aktion als Behinderung einer Großchance. Auch nach Rücksprache mit seinem Assistenten Fabian Zimmermann bleibt es dabei: Rot für Ruft, Elfer für Aubstadt. Ingo Feser lässt sich das Geschenk nicht nehmen und schickt Warschecha in die falsche Ecke.

In der Bayernliga steht der Videoassistent noch nicht zur Verfügung. Ob Torsten Wenzlik angesichts des kurzen Einspielers von sporttotal.tv seine Meinung revidieren würde? Da kann sich jeder ein Bild von machen.

Was, Wäre, Wenn, alles Kokolores. „Bis zum Elfmeter war die erste Halbzeit ausgeglichen. Mit einem Mann in Überzahl konnten wir die Partie kontrollieren. Wir haben heute nicht geglänzt. Die Ballzirkulation war alles andere als sicher. Die Platzverhältnisse gestalten sich schwierig, trocken und etwas uneben. Das sind jedoch alles keine Gründe, wieso wir bis zur Pause keinen zweiten Treffer nachlegen konnten“ analysiert Josef Francic in der anschließenden Pressekonferenz selbstkritisch. Abtswind rettet sich mit einem blauen Auge in die Kabine. Nach dem Seitenwechsel präsentieren sich beide Seiten jedoch weiterhin ausgeglichen, mit nur leichten Feldvorteilen für die Gäste. Mancher Zuschauer fragt sich verwundert, was „die Maschine“ da auf den Platz zaubert, respektive eben nicht zaubert. Vom zu erwartenden flüssigen Kombinationsfussball einer Spitzenmannschaft ist wenig zu sehen. Individualisten wie Martin Thomann stechen vom Engagement noch heraus. Ansonsten wechselt ständig der Ballbesitz, bis mal ein neutraler Beobachter aufstöhnt: „Das ist ja nicht zum anschaun!“

„In dieser Phase haben wir Abtswind selbst aufgebaut“ meint Francic. Mario Schindler wechselt den fleißigen Shawn Hilgert aus und lässt den unruhig zappelnden Cristian Fischer von der leine. Und tatsächlich, in Unterzahl kontert der Underdog vom Friedrichsberg nach aller Herzenslust. Nach einem doppelten Doppelpass zwischen Fischer und Dußler und einem satten Abschluss aus 20 Metern feiert Abtswinds Anhang den Ausgleich. Francic sieht dunkle Wolken aufziehen: „Nach dem Ausgleich kann alles passieren. In dieser Liga gibt es keine Übermannschaft. Man muss jedes Spiel konzentriert 120 Prozent Leistung abrufen. Das haben wir heute nicht gemacht.“ Und genau in dieser Phase leistet sich der Unparteiische eine weitere Fehlentscheidung. Abtswinds Antreiber Adrian Dußler geht an der Mittellinie zwei, drei Meter auf seinen Gegenspieler zu, möchte ihn an einer Flanke hindern. Den weiten Ball die Linie entlang verhindert er nicht. Bekommt zudem einen satten Tritt auf die Schienbeinschoner. Der Aubstädter Spieler lässt sich mit einem empörten Aufschrei seitlich fallen. Ampelkarte für Adrian Dußler, der die Szene später kommentiert: „Klar war ein Kontakt zum Gegenspieler da. Aber meiner Meinung nach ging der mehr von seiner Seite aus. Der Platzverweis war deshalb eine Fehlentscheidung, zeigt aber auch die Cleverness, die eine Spitzenmannschaft wie Aubstadt auszeichnet.“ Angesichts dieses Platzverweises und untermalt von den Bilder auf sporttotal.tv lachen sie sich in Gebenbach gerade schlapp.

Erst nach doppelter Unterzahl fühlen sich die Gäste im Raum pudelwohl. Durch fein herausgespielte Treffer erhöhen Patrick Kirsten und Christoph Schmidt auf einen standesgemäßen 3:1-Auswärtsdreier aus Aubstädter Sicht. Abtswinds Trainer ist restlos bedient. „Die Umstände, wie diese Niederlage zustande gekommen ist, muss man genauer hinterfragen“, meint Mario Schindler angefressen. „Es gibt Begegnungen, in denen ein Unparteiischer es schafft, der Angelegenheit eine solche Gewichtung zu geben, dass es für die eine Mannschaft sehr schwer, und für die andere hingegen sehr leicht ist, Punkte mitzunehmen. Das ist echt traurig im Fußball.“

Matthias Ley

Das Spiel im Überblick:

TSV Abtswind: Florian Warschecha, Marcel Ruft, Nicolas Wirsching, Jonas Wirth, Jürgen Endres, Max Wolf, Roman Hartleb, Max Hillenbrand, Christopher Lehmann, Adrian Dußler, Shawn Hilgert. Einwechselspieler: Felix Wilms, Mathias Brunsch, Cristian Fischer, Pascal Jeni, Philipp Hummel.
TSV Aubstadt: Felix Reusch, Steffen Schmidt, Daniel Leicht, Dominik Grader, Martin Thomann, Patrick Kirsten, Steffen Behr, Christoph Schmidt, Michael Kraus, Ingo Feser, Philipp Kleinhenz. Einwechselspieler: Jona Köhler, Markus Thomann, Julian Grell, Johannes Sturm.
Schiedsrichter: Torsten Wenzlik
Assistenten: Fabian Zimmermann und Kai Hoffmann
Gelbe Karten: Jonas Wirth, Jürgen Endres, Max Hillenbrand, Adrian Dußler – Daniel Leicht, Steffen Behr, Ingo Feser, Philipp Kleinhenz
Gelb-Rote Karte: Adrian Dußler (82., wiederholtes Foulspiel)
Rote Karte: Marcel Ruft (20., Notbremse)
Zuschauer: 290
Tore: 0:1 Ingo Feser (21., Foulelfmeter), 1:1 Adrian Dußler (56.), 1:2 Patrick Kirsten (84.), 1:3 Christoph Schmidt (90.).

Ganz herzlich bedanken wir uns bei Rainer Heitzenröther, der nicht nur für TV Touring an der Kamera stand, sondern auch die anschließende Pressekonferenz leitete.

Die Stimmen zum Spiel:

Mario Schindler (Trainer TSV Abtswind): „Ich bin maßlos enttäuscht. Meine Mannschaft hat ein starkes Spiel abgeliefert, aufopferungsvoll gekämpft. Die Jungs haben gezeigt, dass sie ein Team sind, dass sie als Einheit taktisch diszipliniert Aubstadt gehindert haben, sich durch unseren Strafraum zu kombinieren. Leider konnten sie für ihr Engagement nichts Zählbares herausholen. Glückwunsch an Aubstadt, gerade an Josef Francic, den ich sehr schätze. Die Umstände, wie diese Niederlage zustande gekommen ist, muss man jedoch genauer hinterfragen. Es gibt Begegnungen, in denen ein Unparteiischer es schafft, der Angelegenheit eine solche Gewichtung zu geben, dass es für die eine Mannschaft sehr schwer, und für die andere hingegen sehr leicht ist, Punkte mitzunehmen. Das ist echt traurig im Fußball. Ich bin stolz, wie meine Jungs aufgetreten sind. Wir müssen das Positive aus diesem Spiel mitnehmen. Immerhin haben wir einer absoluten Spitzenmannschaft, die meiner Meinung nach bis zum Saisonende um den Aufstieg ein gehöriges Wort mitreden wird, einen heißen Fight abgeliefert.“

Josef Francic (Trainer TSV Aubstadt): „Ich bin heute sehr glücklich, weil wir gegen einen Gegner gewonnen haben, der jung, stark, dynamisch, mit einer sehr guten Raumaufteilung aufgetreten ist. Bis zum Elfmeter war die erste Halbzeit ausgeglichen. Mit einem Mann in Überzahl konnten wir die Partie kontrollieren. Wir haben heute nicht geglänzt. Die Ballzirkulation war alles andere als sicher. Die Platzverhältnisse gestalten sich schwierig, trocken und etwas uneben. Das sind jedoch alles keine Gründe, wieso wir bis zur Pause keinen zweiten Treffer nachlegen konnten. Der letzte Pass, im letzten Drittel kam zu ungenau, womit wir Abtswind selber aufgebaut haben. Abtswind ist willig und motiviert. Nach dem Ausgleich kann alles passieren. In dieser Liga gibt es keine Übermannschaft. Man muss jedes Spiel konzentriert 120 Prozent Leistung abrufen. Das haben wir heute nicht gemacht. Wir haben gerade noch glücklich das 2:1 geschafft. Der Sieg ist glücklich, allerdings nicht unverdient. Dabei muss ich meine Jungs in Schutz nehmen. Das ist in den letzten 5 Wochen vermutlich das 13. Pflichtspiel. Wir haben sieben, acht Verletzte, personell kaum Alternativen. Das Ziel heute war klar: Irgendwie dieses Auswärtsspiel überstehen und punkten. Mit einem Unentschieden wäre ich heute nicht unzufrieden gewesen.“

Adrian Dußler (Ampelkartler TSV Abtswind): „Klar war ein Kontakt zum Gegenspieler da. Aber meiner Meinung nach ging der mehr von seiner Seite aus. Der Platzverweis war deshalb eine Fehlentscheidung, zeigt aber auch die Cleverness, die eine Spitzenmannschaft wie Aubstadt auszeichnet.“

Die Partie in voller Länge bei sporttotal.tv.

Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.

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