Der Aufstiegskandidat lässt zum Auftakt einen Sturm los

TSV Abtswind – TuS Röllbach 5:1 (1:1)

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Man mag es nennen, wie man will: ein Ausrufezeichen, ein Statement, eine Machtdemonstration. Der TSV Abtswind hat seiner Ankündigung, den Aufstieg mehr denn je in Angriff zu nahmen, eindrucksvoll Taten folgen lassen. Bevor es zu einem rauschenden 5:1-Erfolg gegen den TuS Röllbach kam, hatte es aber einen sanften Dämpfer gebraucht. Trainer Petr Skarabela war angesichts der Torflut nicht etwa voll des Lobes für einen Stürmer und Dränger, sondern rühmte ausgerechnet einen Verteidiger.

An diesen Anblick könnte man sich gewöhnen: Abtswind auf Platz eins. Wenn es nach dreißig Spieltagen auch so käme, wäre das gesteckte Ziel erreicht. Mitte Juli ist aber nicht Ende Mai, und so hat die Mannschaft gerade mal ein Spiel hinter sich gebracht. Und die Tabelle besitzt noch recht wenig bis gar keine Aussagekraft. Trotzdem fühlt es sich extrem gut an, so fulminant in die Landesliga-Runde gestartet zu sein. Vorher war es Petr Skarabela allerdings mulmig zumute. Das lag weniger daran, dass Linksaußen Frank Hartlehnert wegen einer Geschichte am Oberschenkel passen musste. Inzwischen ist der Kader so breit und so gut aufgestellt, dass eigentlich jeder Spieler eins zu eins zu ersetzen ist. Skarabelas seltsamer Eindruck rührte von den Röllbacher Ergebnissen im Toto-Pokal. Dort hatte die Mannschaft vom Untermain immerhin die Ligarivalen TSV Kleinrinderfeld (2:1) und Alemannia Haibach (4:2) ausgeschaltet. Mit seiner Vorahnung lag der erfahrene Trainer gar nicht mal so daneben. Eine Halbzeit lang konnte Röllbach den Favoriten tatsächlich ärgern und so unangenehm sein wie ein Reißnagel im Fuß des Elefanten.

Nach einem überfallartigen Vorstoß auf der rechten Seite zogen die Gäste durch Till Link in Führung und verpassten dem Gegner einen Wirkungstreffer, den Abtswind so wenig hatte kommen sehen wie ein Boxer mit offener Deckung. Einmal kurz geschüttelt und neu sortiert, dann rafften sich die Hausherren wieder auf. Für einen Niederschlag oder gar einen K.o. war es nach kaum mehr als zwanzig gespielten Minuten noch viel zu früh. Vor allem weil die Abtswinder bis dato schon wild ausgeteilt hatten, doch mit ihren Angriffen auf die Röllbacher Deckung geprallt waren. Wenn die mal versagte, stand da immer noch Andreas Patsiouras im Tor und rettete. Wie in der 30. Minute, als Philipp Hummel die Riesenchance zum Ausgleich hatte. Der aufsetzende Kopfball wurde zur Bewährungsprobe des Röllbacher Fängers. Hummel stach dafür im zweiten Versuch: Carl Murphys Flanke kam genau dorthin, wo so ein Ball eben hinmuss, wenn er anschließend ins Tor soll. Jedenfalls stand Hummel richtig, um Abtswind das 1:1 zu bescheren (33. Minute). Schnell war auch klar, dass der Gegentreffer nicht mehr als ein Schönheitsfehler sein konnte. Schließlich steigt selbst der beste Faustkämpfer hin und wieder mit einem blauen Auge aus dem Ring.

Ab durch die Mitte: Abtswinds Adrian Dußler kann die Röllbacher René Hagendorf (links) und Maximilian Schreck hinter sich lassen.

Die Marschroute Abtswinds war ja genau die richtige. Mit vielen Flanken gab es Versuche, das Bollwerk zu durchbrechen. Schön, wie Przemyslaw Szuszkiewicz und Carl Murphy abwechselnd die Bälle von der linken Seite auflegten und die Chancen dabei nicht ausblieben. Wie sollte Röllbach nur die ganze Zeit der Wucht der Angriffe standhalten? Nach der Pause ging es einseitig weiter. Die Angreifer Pascal Kamolz und Steffen Barthel, die bereits im ersten Durchgang geballte Kraft in ihre Abschlüsse gelegt hatten, konnten auch untereinander gut. Mal legte der eine dem anderen auf, mal war es umgekehrt. In der 53. Minute spielte Kamolz den Vorbereiter, indem er nach hinten prallen ließ, wo Barthel angerauscht kam und mit ihm ein Schuss, der wie ein Strich in den Torknick flog. Drei Minuten weiter machte Abtswind mit dem 3:1 die Entscheidung klar. Röllbach köpfte einen Freistoß genau vor die Füße von Nicolas Wirsching. Der Mittelfeldspieler, der seine Arbeit in aller Regel dort zuverlässig verrichtet, wo der Gegner kein Gegentor fürchten muss, beweist in letzter Zeit immer häufiger, dass er auch treffen kann. Aus dem Hinterhalt schlug die Kugel ein.

Nach knapp einer Stunde Spielzeit zeichnete sich ab, dass Röllbach sich zwar mehr als eine Halbzeit tapfer wehren konnte, spätestens dann aber mit seinen Kräften am Ende war. Ein weiterer Doppelschlag, diesmal von Adrian Dußler per Foulelfmeter (Foul von Torhüter Patsiouras an Barthel) und Pascal Kamolz (Vorarbeit des eingewechselten Daniel Endres mit seiner ersten Aktion), besiegelten den Erfolg auch in der deutlichen Ausprägung von 5:1. Für Petr Skarabela war allerdings ein Abwehrspieler der entscheidende Mann. „Adrian Graf hat sein bestes Spiel unter meiner Regie gemacht“, sagte Abtswinds Trainer. „Er hat die Mannschaft mitgerissen.“

Michael Kämmerer

Kopfarbeiter: Abtswinds Philipp Hummel hält die Stirn hin.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Sven Gibfried, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Adrian Dußler, Nicolas Wirsching (83. Lukas Wirth), Philipp Hummel (83. Mathias Brunsch), Carl Murphy – Steffen Barthel (78. Daniel Endres), Pascal Kamolz.
TuS Röllbach: Andreas Patsiouras – Maximilian Schreck, André Pascual, Bastian Kalweit, Björn Erhart – René Hagendorf, Florian Grimm, Till Link, Benedikt Ludwig (53. Fabian Wolf) – Mario Ackermann (72. Luca Calo), Alexander Grimm (67. Manuel Hörst).
Schiedsrichter: Bastian Döhler (Untermerzbach); Assistenten: Tobias Fenkl (Unterpreppach), Daniel Seifert (Pfaffendorf).
Zuschauer: 240.
Gelbe Karten: Adrian Dußler (Abtswind); Andreas Patsiouras (Röllbach).
Tore: 0:1 Till Link (22.), 1:1 Philipp Hummel (33.), 2:1 Steffen Barthel (53.), 3:1 Nicolas Wirsching (56.), 4:1 Adrian Dußler (78., Foulelfmeter), 5:1 Pascal Kamolz (80.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Röllbach hat in der ersten Halbzeit sehr strukturiert gespielt. Dagegen haben wir kein Rezept gefunden. Der Rückstand ist aus einem groben Fehler entstanden und war für uns eine kalte Dusche. Wichtig war der Ausgleich vor der Pause. Danach haben wir eine Schippe draufgelegt. Meine Mannschaft marschiert neunzig Minuten. Mit der Zeit sind wir immer besser geworden. Bei Röllbach haben die Kräfte nachgelassen. Das hat uns Platz verschafft. Unsere Tore waren super herausgespielt. Die Einwechselspieler haben sich richtig gut eingefügt. Die Leistung aller war überzeugend. Gerade in der Abwehr war die Leistung extrem stark. Adrian Graf möchte ich herausheben. Er hat sein bestes Spiel unter meiner Regie gemacht. Er hat die Mannschaft mitgerissen. Jetzt gilt es, den Schwung und das Selbstvertrauen ins nächste Spiel mitzunehmen. Das Team hat gezeigt, was in ihm steckt. Ich bin guter Dinge, wenn wir noch ein paar Prozent drauflegen können.“

Albano Carneiro (Trainer TuS Röllbach): „Ich gratuliere Abtswind zu einem verdienten Sieg. Über die Höhe der Niederlage bin ich traurig. Eine Halbzeit lang waren wir taktisch sehr diszipliniert. Uns war bewusst, dass der Gegner im Offensivpressing mit sehr viel Dynamik nach vorne kommt. Vor diesem Hintergrund war ich mit der Leistung in der ersten Hälfte sehr zufrieden. Momentan schaffen wir das nicht über neunzig Minuten. In so einem Spiel brauchst du den Körper und die mentale Stärke. Das werden wir mit der Zeit hinbekommen. Das Ergebnis tut sehr weh. Spielentscheidend war der Doppelschlag innerhalb weniger Minuten. Für uns war das erste Landesliga-Jahr ein Lernjahr. Wir müssen nach der viel zu kurzen Sommerpause wieder in Schwung kommen. Wenn wir einen Platz besser als letztes Jahr abschneiden, haben wir als Achter einen Schritt nach vorne gemacht.“

Julian Schneider (Abtswinds neuer Torhüter): „Der Rückstand kam für uns überraschend. Nach ein paar Minuten haben wir uns zusammengerauft. Vor allem nach dem Seitenwechsel haben wir gut gespielt. Egal ob in der Landesliga oder zuvor in der Regionalliga bei Schweinfurt 05 – im Wesentlichen geht es ums Bällehalten. In der Regionalliga ist das Spiel einen Tick schneller. Vom Kopf muss ich als Torhüter in der Landesliga genauso präsent sein, um einen Ball frühzeitig abzufangen, der in die Spitze gespielt wird. Wenn wir weiterhin Leistungen wie heute zeigen, kann es gut sein, dass ich in jedem Spiel nur wenige Bälle aufs Tor bekomme. Dann kommt es darauf an, in solchen Situationen hellwach zu sein und die Bälle zu halten und der Mannschaft von hinten Sicherheit zu geben. Wenn uns das alles gelingt, sind wir auf einem guten Weg.“

Ein mitreißender Typ: Der Abtswinder Adrian Graf (links) erhielt von Trainer Petr Skarabela ein Sonderlob.

Viele Bilder vom Abtswinder Auftaktspiel gibt es in einer Fotoserie.

Alle Tore und Höhepunkte des Spiels als Videosequenzen.

Abtswinds Angreifer Pascal Kamolz im Video-Interview.

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.