Lehrgeld: Fuchsstadt gerät mächtig unter die Räder

FC Fuchsstadt – TSV Abtswind 2:9 (1:3)

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Wenn man als Trainer mit 2:9 abgewatscht wird, ist man normalerweise sprachlos. Fuchsstadts Trainer Martin Halbig stellt sich der Presse und analysiert überraschend nüchtern: „Weder die Personallage, noch das Spiel mehr unter der Woche sind eine Entschuldigung, wenn du 9 Stück bekommst.“

Doch auch Abtswinds Übungsleiter grinst nicht über beide Backen. Die beiden Gegentore ärgern den Perfektionisten Petr Skarabela, beziehungsweise deren Zustandekommen. Denn vom Start weg dominiert nur eine Mannschaft. Binnen weniger Minuten legt sich Abtswind den Gegner zurecht, verlagert abrupt auf links zu Außenverteidiger Przemyslaw Szuszkiewicz. Dessen Flanke fliegt über Fuchsstadts Innenverteidiger hinweg Richtung langem Pfosten. Frei und unbedrängt köpft Abtswinds Mittelstürmer Pascal Kamolz zum 1:0 aus Abtswinder Sicht ein. Zu diesem Zeitpunkt sind kaum einmal 8 Minuten von der Uhr.

Durch einen lässigen Fehler bringen die Gäste Fuchsstadt zurück ins Spiel. Auf der linken Angriffsseite wird Abtswinds Außenverteidiger zu einem Rückpass gezwungen. Dumm nur, dass sich Fuchsstadts Stürmer hinter dem anvisierten Kollegen Nicolas Wirsching versteckt, der sich ohnehin mehr in die Mitte orientiert. Im Endeffekt läuft Dominik Halbig allein auf Abtswinds Keeper Florian Warschecha zu und trifft aus 10 Metern ins kurze Eck. Kochentrocken. Eiskalt wie ein Ed von Schleck im Schockfroster.

Die Gäste vom Friedrichsberg reagieren gelassen und legen bis zur Pause zwei weitere Treffer nach durch Peter Mrugalla (Flanke von außen, Drehung um Innenverteidiger Florian Thurn und zweiter Kopfball im Nachfassen über Fuchsstadts Torwart Simon Finke hinweg) und Steffen Barthel (platzierter Torabschluss aus 20 Metern). Auch nach dem Seitenwechsel spielt nur ein Team. Abtswind lässt Ball und Gegner laufen. Beinahe nach Belieben. Klingt so einseitig, wie es der Spielverlauf eben so hergibt. Nach feinem Zuspiel von Sturmpartner Peter Mrugalla erhöht Abtswinds Pascal Kamolz auf 4:1 aus Abtswinder Sicht.

Fuchsstadt steckt nicht auf. Im Gegenteil, wenn sich einmal die Lücke auftut, dann vollendet die Mannschaft von Trainer Martin Halbig ihren Matchplan. Über rechts überspielt Dominik Halbig Abtswinds Kapitän Carl Murphy und flankt flach in den Strafraum. Am langen Pfosten grätscht Fabian Tretter die Pille ins Eckige. Und jetzt ist auf einmal Betrieb in der Kahlenberg-Arena. Fuchsstadt zündet den Turbo und holt die dritte Luft aus dem Sauerstoffzelt. Für 5 Minuten etwa stehen die Gäste unter Dauerfeuer. Aber Abtswinds Keeper bereinigt einige brenzlige Situationen gegen Johannes Feser, ehe Jürgen Endres nach feiner Vorarbeit von Jona Riedel die Kugel im Fuchsstädter Giebel versenkt.

Was jetzt folgt, bezeichnet Fuchsstadts Trainer später als Lehrstunde. „Vermutlich hat jetzt der Letzte mal gemerkt, wie der Hase läuft in der Landesliga. Da wird ein Tick schneller und aggressiver gespielt.“ Abtswind legt Tor um Tor nach. Hungrig nach Erfolg, oder einfach losgelöst durch taktische Zwänge? Fuchsstadt wird ein ums andere Mal in der Defensive vorgeführt. Vielleicht, oder eher wahrscheinlich kann die Heimelf nach dem harten Toto-Pokal Spiel unter der Woche gegen Schwebenried/Schwemmelsbach nichts mehr nachlegen, weder konditionell noch spielerisch. Auch wenn das der Trainer verneint: „Die hohe Niederlage lag mit Sicherheit nicht am Toto-Pokalspiel unter der Woche.“ Auch das Fehlen wichtiger Stützen im Team wie beispielsweise Co-Trainer Simon Häcker ließ der Trainer im Nachgang nicht gelten. „Gerade gegen eine solch abgezockte Mannschaft wie Abtswind darf man sich hinten nicht so naiv anstellen.“

Abtswind kann auch auswärts erfolgreich Fußball spielen und genießt fürs erste den Augenblick. Kommendes Wochenende beschließt das Team von Petr Skarabela Los Wochos gegen Aufsteiger mit einem Heimauftritt gegen Röllbach. „So schön das Ergebnis heute aussieht. Nächste Woche wird es wieder schwer. Röllbacher Aufstiegseuphorie. Ein tief stehender Gegner. Das wird wieder ein schönes Stück arbeit für uns Stürmer“, meint jedenfalls Peter Mrugalla, Teil des Sturmduos mit Pascal Kamolz, das allein für 5 Tore und 3 Vorlagen verantwortlich zeichnet.

Matthias Ley

Das Spiel in der Statistik

FC Fuchsstadt: Simon Fink – Harald Bayer, Nikolai Wolf, Marcel Plehn, Florian Thurn – Maximilian Seit (71. Andreas Graup), Philipp Halbritter, Simon Bolz, Fabio Reuß (46. Fabian Tretter) – Dominik Halbig (76. Maximilian Seit), Johannes Feser.
TSV Abtswind: Florian Warschecha – Carl Murphy, Nicolas Wirsching, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Jürgen Endres, Steffen Barthel, Frank Hartlehnert (51. Jona Riedel), Jonas Wirth – Peter Mrugalla (80. Patrick Gnebner), Pascal Kamolz (77. Daniel Hämmerlein).
Schiedsrichter: Bastian Döhler; Assistenten: Felix Hoffmann, Tobias Fenkl.
Zuschauer: 300.
Gelbe Karten: Maximilian Seit, Andreas Graup (Fuchsstadt); Peter Mrugalla (Abtswind).
Tore: 0:1 Pascal Kamolz (8., Vorarbeit Przemyslaw Szuszkiewicz), 1:1 Dominik Halbig (17., Vorarbeit Carl Murphy), 1:2 Peter Mrugalla (28., Vorarbeit Przemyslaw Szuszkiewicz), 1:3 Steffen Barthel (36., Vorarbeit von Jürgen Endres und Jonas Wirth), 1:4 Pascal Kamolz (57., Vorarbeit Peter Mrugalla), 2:4 Fabian Tretter (63., Vorarbeit Dominik Halbig), 2:5 Jürgen Endres (67., Vorarbeit Jona Riedel), 2:6 Pascal Kamolz (70., Vorarbeit Peter Mrugalla), 2:7 Jona Riedel (73., Vorarbeit Peter Mrugalla), 2:8 Peter Mrugalla (78., Vorarbeit Jona Riedel), 2:9 Patrick Gnebner (83., Vorarbeit Jona Riedel).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Mit viel Selbstvertrauen sind wir heute in die Partie gegangen. Meiner Meinung nach war es egal, gegen wen wir heute gespielt hätten. Wir hätten auf alle Fälle unsere Tore gemacht. Gerade nach den beiden Niederlagen auswärts, war es gut, dass meine Jungs gesehen haben. Hoppla, auswärts können wir genauso gut auftreten, wie zuhause. Für das Heimspiel gegen Röllbach sind wir gut gerüstet. Wir dürfen bloß nicht abheben. Dabei habe ich personell die Qual der Wahl. Wen auch immer ich eingewechselt habe, ob das Jona Riedel war, mit drei Torvorlagen, oder Patrick Gnebner, der Torschütze zum 9:2-Endstand, oder Daniel Hämmerlein, der einige gute Läufe hingezaubert hat. Alle haben ihre Vorgaben sehr gut erfüllt. Ich kann vor meiner Mannschaft nur den Hut ziehen. Unsere Ansprüche sind hoch. Und die Jungs haben diese bestätigt.“

Martin Halbig (Trainer FC Fuchsstadt): „Hinten raus war die Neiderlage natürlich bitter. So hoch zu verlieren, dabei konnten wir in der ersten Halbzeit das Spiel noch offen gestalten. Nach der Pause kommen wir zum 2:4-Anschlusstreffer und auch zu einigen guten Torabschlüssen. Da war eine kleine Chance da, das Spiel vielleicht noch zu drehen. Aber dazu ist Abtswind viel zu abgezockt, gegenüber unserer jungen Truppe. Wenn wir dazu noch zwei, drei wichtige Spieler ersetzen müssen, das können wir gegen einen solchen Gegner nicht kompensieren. Die hohe Niederlage lag mit Sicherheit nicht an den beiden fehlenden Spielern, wie beispielsweise Simon Häcker, auch nicht am Toto-Pokalspiel unter der Woche. Weder die Personallage, noch das Spiel mehr unter der Woche sind eine Entschuldigung, wenn du 9 Stück bekommst. So naiv darf man hinten nicht agieren. Vermutlich hat jetzt der Letzte mal gemerkt, wie der Hase läuft in der Landesliga. Da wird ein Tick schneller und aggressiver gespielt. Da kann so eine hohe Niederlage mal passieren. Darf zwar nicht sein, ist uns aber passiert.“

Nicolas Wirsching (Innenverteidiger TSV Abtswind): „Wir haben richtig gut angefangen. Legen uns den Ausgleichstreffer selbst rein Carl Murphy gibt zurück und übersieht dabei Fuchsstadts Dominik Halbig. Zuerst mache ich einen Schritt in die Mitte und komme deshalb nicht hinterher. Blöd gelaufen. Aber im Normalfall hat ein Gegner wie Fuchsstadt keine Chance, wenn wir spielen, was wir können. Wir haben die Qualität. Vorne treffen wir eigentlich immer. In der Halbzeit hat der Trainer das Geschenk an den Gegner angesprochen. Er hat betont, dass wir uns zusammen reißen sollen, das vierte Tor nachlegen und die Partie locker nach Hause schaukeln sollen. Von einem Kantersieg war nie die Rede.“

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Hier für Abtswind abstimmen

Mit zwei eigenen Treffern und drei Torvorlagen maßgeblich am Kantersieg beteiligt: Peter Mrugalla

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