Ein Wechsel zwischen Mittelfeld und Abwehr bringt die Wende

TSV Abtswind – Würzburger FV 4:2 (0:1)

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Vor zwei Jahren war es ein 5:2, diesmal wurde es ein 4:2 – dem TSV Abtswind liegen ganz offensichtlich Pokalspiele gegen den Würzburger FV. So warf auch diesmal der Landesligist den Bayernligisten aus dem Wettbewerb. Zweimal zog der WFV in Führung, zweimal glichen die Abtswinder aus, ehe ein Doppelschlag zehn Minuten vor dem Ende den klassenniedrigeren Klub in die nächste Runde beförderte. Dort wartet am kommenden Mittwoch, 5. Juli, der TSV Unterpleichfeld.

Wenn es nach den Spielern, Verantwortlichen und Fans des TSV Abtswind geht, dann sollen Klubs wie der Würzburger FV in Zukunft jede Woche der Gegner sein und nicht nur dann, wenn Pokal ist. In der Kräuterprovinz sehnen sie sich nach der Bayernliga, nachdem es in der Vergangenheit stets nur zu dritten und vierten Plätzen in der Landesliga, nicht aber zum Aufstieg reichte. Insofern war das Aufeinandertreffen mit dem WFV in der ersten Qualifikationsrunde des Landespokals ein pikanter Vorgeschmack auf das, was in einem Jahr sein könnte. Auch wenn der überschwängliche 4:2-Triumph im ersten Saisonpflichtspiel Lust und Laune auf eine segensreiche Landesliga-Runde ab Mitte Juli machte, mochte Trainer Petr Skarabela daraus keine Rückschlüsse ziehen. „In der Liga kommen ganz andere Mannschaften auf uns zu; Gegner, die betonieren werden, weil sie spielerisch schlechter sind als wir“, sagte der Chefanweiser. „Dann müssen wir zeigen, wie gut wir sind.“ Denn in seinem ersten Jahr in Abtswind hatte Skarabela bereits erlebt, was es heißt, Topfavorit zu sein.

Die Motivation der Konkurrenz war immer dann besonders enorm, um zweimal im Jahr über sich hinauszuwachsen und unerwartete Leistungen zu zeigen. Da kam dem TSV das Pokalspiel gerade recht, um einen Härtetest während der Vorbereitung zu bestreiten und mal nicht in der klaren Favoritenrolle zu stecken. Denn die Würzburger nahmen den Wettbewerb nicht auf die leichte Schulter. „Wir sind hier in voller Montur aufgelaufen“, sagte deren Trainer Marc Reitmaier und verwies auf die Namen in seinem Aufgebot, das auch in der Bayernliga in der Besetzung auflaufen könnte. Darunter war am Samstag auch Cristian Dan, der in der Saison 2015/16 in Abtswind sein Glück versuchte, es aber nicht fand, weil Verletzungen ihn zurückwarfen. Der langgewachsene Angreifer nutzte bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte genau ein einziges Mal seine Abschlussstärke. In der achten Minute bekam er den Ball von Adrian Istrefi vorgelegt. Nach einer knackigen Drehung traf er den Ball optimal und brachte seine Farben mit 1:0 in Führung. Es war der eine schwache Moment der Abtswinder, der ihnen die ganze erste Halbzeit vermurkste.

Die Abtswinder Sven Gibfried (links) und Nicolas Wirsching (rechts) machen dem Ex-Kollegen Cristian Dan das Stürmerleben schwer.

Kämpferisch-verbissen ging es zur Sache, aber es gab eben kein Konzept, mit dem sich der Gegner auf Dauer beschäftigen oder gar überwältigen ließ. Mehr als eine Viertelstunde brauchten die Hausherren, um überhaupt einen Angriff so vorzutragen, dass eine Chance dabei heraussprang. Der Schuss von Pascal Kamolz streifte dann aber immerhin das Außennetz. Steffen Barthels Ball fehlten nach 25 Minuten einige Zentimeter. Dass es in der zweiten Halbzeit besser wurde, hatte für Skarabela damit zu tun, dass es in der Kabine laut geworden war. „Wir haben uns wachgerüttelt“, gab der 49-Jährige zu, der dann nichts mehr an der Leistung seiner Jungs auszusetzen hatte. Ganz im Gegenteil. „Dem WFV hat unsere Aggressivität nicht geschmeckt“, fand der Übungsleiter. Die letzte halbe Stunde war genau nach seinem Gusto. Philipp Hummel setzte sich energisch gegen zwei Widersacher durch und traf vom Innenpfosten zum 1:1. Dass Stefan Wasser die Gäste mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:1 nach einer Istrefi-Ecke ein zweites Mal in eine günstige Lage versetzte, blieb nur ein kurzes Zwischenspiel (69. Minute). Der WFV brauchte nur zwei Chancen für zwei Tore, doch mehr als das kam nicht mehr.

Carl Murphy hatte Skarabela an ungewohnter Stelle platziert, im zentralen Mittelfeld statt in der Abwehrkette hinten links. Denn Jürgen Endres und Jonas Wirth fehlten, und Nicolas Wirsching kam für einen langen Einsatz noch nicht in Frage. Als Wirsching die verbleibenden zwanzig Minuten mitmischte, fand sich Murphy wieder auf seiner angestammten Position. Von dort stieß er nach vorne und verwertete Michael Herrmanns Flanke zum 2:2 (72.). Wieder war das Leder vom Pfosten ins Netz geprallt. Abtswind war jetzt in seinem Element und Murphy mit seinen offensiven Ausflügen noch nicht fertig. Bei der Hereingabe spekulierte Würzburg offenbar auf Abseits. Pascal Kamolz ließ sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen und schoss die Gastgeber erstmals in Front (80.). Keine zwei Minuten später war die Angelegenheit endgültig geritzt. Adrian Dußler erzielte auf Philipp Hummels Zuspiel das endgültige 4:2. Nächster Pokalgegner ist der Ligakonkurrent TSV Unterpleichfeld, der sich im Elfmeterschießen gegen den ASV Rimpar durchsetzte. Gespielt wird am Mittwoch, 5. Juli, in Abtswind.

Michael Kämmerer

Abtswinds Carl Murphy (vorne) legt sich gegen den Würzburger Adrian Istrefi ins Zeug.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Adrian Graf, Sven Gibfried, Przemyslaw Szuszkiewicz (70. Nicolas Wirsching) – Adrian Dußler, Carl Murphy, Philipp Hummel, Frank Hartlehnert (82. Peter Mrugalla) – Steffen Barthel (87. Lukas Wirth), Pascal Kamolz.
Würzburger FV: Andreas Binner – Dennie Michel, David Drösler, Tim Lorenz (83. Marc Hänschke), Andreas Ganzinger – Stefan Wasser, Ben Müller (69. Wojtek Droszcz), Patrick Hofmann (81. Nicolas Engelking), Sebastian Fries – Cristian Dan, Adrian Istrefi.
Schiedsrichter: Manuel Steigerwald (Karlburg); Assistenten: Joachim Feuerbach (Frankenwinheim), Dominic Hofmann (Schwanfeld).
Zuschauer: 200.
Gelbe Karte: Adrian Dußler (Abtswind).
Tore: 0:1 Cristian Dan (8.), 1:1 Philipp Hummel (58.), 1:2 Stefan Wasser (69), 2:2 Carl Murphy (72.), 3:2 Pascal Kamolz (80.), 4:2 Adrian Dußler (82.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Schön, dass wir in der zweiten Runde stehen. Wichtig ist, was in der Liga passiert. Wir haben in der ersten Hälfte richtig schlecht gespielt und nur einmal aufs Tor geschossen. Das war kein Vergleich zu den guten Testspielen. In der Kabine habe ich die Spieler wachgerüttelt. Was danach kam, war richtig guter Fußball mit schnellem Spiel nach vorne, Zweikampfstärke und Passgenauigkeit. Die Tore wurden schön herausgespielt. Dafür Daumen nach oben. Die zwei schnellen Tore haben uns nach vorne gebracht und dem Gegner das Genick gebrochen. Wenn wir führen, haben alle Selbstvertrauen und steigern ihre Leistung. Wir sind als verdienter Sieger vom Platz gegangen. Die Leistung der zweiten Halbzeit muss unser Maßstab sein. Wir haben gesehen, dass die Mannschaft gegen einen Bayernligisten mithalten kann und dass kein großer Unterschied zu sehen war.“

Marc Reitmaier (Trainer Würzburger FV): „Wir sind mit unserer ersten Chance zum ersten Tor gekommen. Danach waren wir zu passiv und nicht mehr derart präsent. Wir hatten die ein oder andere Konterchance, die wir besser spielen können, aber auch Glück, dass Abtswind vor der Pause nicht den Ausgleich erzielt. Wir wussten, dass Abtswind mit Zug und Tempo aus der Halbzeit kommt. Über die zweite Hälfte brauchen wir nicht zu reden: Das war eine desolate Leistung. Die Körpersprache war auch nicht, wie ich mir das vorstelle. Es hat mir gefehlt, dass wir mit Vollgas in die Zweikämpfe gehen. Nach dem 2:1 hätte ich erwartet, dass wir die Führung halten. Insgesamt haben wir uns zu wenige Torchancen herausgespielt. Abtswinds Doppelschlag war der Knackpunkt. Bei vier Gegentoren in einem Durchgang haben wir es nicht verdient, in die nächste Runde zu kommen.“

Michael Herrmann (Kapitän TSV Abtswind): „Ich bin froh, wie unsere Mannschaft auf die Rückstände reagiert hat. Das zeigt, wir sind ein Team. Das zeigt, dass wir fit sind, gerade wie wir in der letzten halben Stunde gespielt haben. Pokal und Testspiele sind zwei Paar Stiefel. Ein Testspiel läuft von der Anspannung ganz anders ab. Man hat heute gemerkt, dass wir zu Beginn nicht im Spiel waren, auch nicht vom Kopf. Das war auch der Grund, warum wir uns das Gegentor gefangen haben. Das Spiel war eine ganz andere Hausnummer als die bisherigen Tests, auch läuferisch. Das war ein anderer Würzburger FV als vor zwei Jahren, als wir ebenfalls die nächste Runde erreicht haben. Die Würzburger haben sich vor dieser Saison gut verstärkt. Von den Einzelspielern waren sie heute enorm gut.“

Siegerfaust: Abtswinds neuer Torwart Julian Schneider bejubelt den Pokalerfolg.

Viele Bilder vom Abtswinder Pokalerfolg gibt es in einer Fotoserie.

Alle Tore und Höhepunkte des Spiels als Videosequenzen.

Der Abtswinder Sommerfahrplan im Überblick.