Die Schulterverletzung des Schlussmannes ist gravierender als angenommen

Operation zeigt das ganze Ausmaß

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Florian Warschecha stand in allen neunzehn Landesligaspielen bis zur Winterpause im Tor des TSV Abtswind – und das, obwohl sich der 27-Jährige in der Sommervorbereitung an der Schulter verletzt hatte. Im Interview erzählt er, warum er die Operation um Monate verschoben hat, wie der Eingriff verlaufen ist und ob er überhaupt noch einmal ins Tor zurückkehren kann.

Frage: Du wurdest Anfang Dezember an der Schulter operiert. Wie geht es dir?
Florian Warschecha: Die Operation ist im Prinzip gut verlaufen. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass mehr lädiert war als gedacht. Deshalb hat der Eingriff statt einer zwei Stunden gedauert.

Frage: Was genau wurde diagnostiziert?
Florian Warschecha: Die Bizeps-Sehne an der linken Schulter war gerissen, eine weitere Sehne angerissen und der Knorpel unter dem Schultergelenk beschädigt. Mir wurden bei der OP zwei Anker gesetzt. Das kann man sich wie Fäden vorstellen, die am Knochen befestigt sind, um die Schulter zusammenzuhalten.

Frage: Wie ging es nach der Operation weiter?
Florian Warschecha: Ich lag drei Tage in Würzburg im Krankenhaus. Anfangs hielten sich die Schmerzen in Grenzen, weil ich eine Infusion hatte, die das Schmerzmittel direkt in den Körper gepumpt hat. Später tat es richtig weh. Das war nicht ohne. Die Schulter ist eines der kompliziertesten Gelenke überhaupt. Bis auf Weiteres darf ich den Arm nicht belasten. Um den Arm ruhigzustellen, trage ich eine Schlinge. Die war in den ersten vier Wochen in der Nacht so eingestellt, dass der Arm vollkommen fixiert war und ich nur gerade auf dem Rücken schlafen konnte.

Frage: Du hast dir die Verletzung bereits im Sommer während der Vorbereitung zugezogen. Wie war es überhaupt möglich, sich damit über Monate ins Tor zu stellen?
Florian Warschecha: Ich vermute, dass ich mich im Juli beim Pokalspiel gegen den TSV Aubstadt verletzt habe. Genau weiß ich das selbst nicht. Jedenfalls sind die Schmerzen seitdem nicht weniger geworden. Es war sehr schwer, das Tor zu hüten. Teilweise konnte ich nur eine halbe Stunde trainieren und musste dann wegen der starken Schmerzen abbrechen. Für die Spiele haben wir es durch die gute medizinische Behandlung aber hinbekommen, dass ich immer voll einsatzfähig war. Bis zur Winterpause habe ich die meiste Zeit bei unserem Masseur Johann Schäfer verbracht.

Pfiffig und pfundig: Florian Warschecha hechtete selbst mit lädierter Schulter durch den Strafraum.

Frage: War das kein gesundheitliches Risiko, derart angeschlagen zu spielen?
Florian Warschecha: Doch, das war es. Das haben auch die Ärzte gesagt. Mitten in der Saison war es aber schwierig, Ersatz für mich zu verpflichten. Daher habe ich mich in den Dienst der Mannschaft gestellt und die Operation verschoben. Mit Irnes Husic haben wir erst in der Winterpause einen Schlussmann dazubekommen. Sonst hätte ich mich bereits im September unters Messer gelegt. Wie kompliziert die Angelegenheit war, zeigt sich auch daran, dass ich bei sieben Ärzten war. Dreimal habe ich mich zur Kernspintomografie in die Röhre gelegt und wurde mit Ultraschall untersucht, das komplette Programm. Erst der letzte Mediziner konnte sagen, was an der Schulter kaputt war. Das ganze Ausmaß hat sich allerdings erst gezeigt, als die Schulter aufgeschnitten wurde.

Frage: Was bedeutet das für den Heilungsverlauf?
Florian Warschecha: Ursprünglich sah mein Plan mal so aus, dass ich bald wieder ins Training einsteige, im Idealfall drei Monate nach der OP. Durch die Winterpause hätte ich kaum Spiele versäumt. Das kann ich vergessen. Im Krankenhaus kam der Arzt zu mir und sagte, dass sechs Monate lang nicht an Fußball zu denken sei. Das war vorher nicht abzusehen. Wie gut die Schulter tatsächlich verheilt, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Positiv ist immerhin, dass ich meiner Zeit im Moment zwei bis drei Wochen voraus bin.

Frage: Wie sieht die Rehabilitation aus?
Florian Warschecha: Zweimal in der Woche bin ich bei der Physiotherapie. Ich lasse mich massieren oder mache Bewegungsübungen. Inzwischen darf ich dort schon Fahrradfahren. Demnächst beginnt der Muskelaufbau. Fußballspielen kann ich erst einmal nicht. Wie es aussieht, ist die Saison für mich beendet. Aber ich muss die Nachuntersuchungen abwarten. Es könnte auch sein, dass mir der Arzt in einigen Monaten davon abrät, mich überhaupt noch mal ins Tor zu stellen. Ich muss schließlich auch an meinen Beruf und meine Zukunft denken: Ich bin selbstständig in der Gastronomie. Da kann man es sich nicht leisten, sechs Monate auszufallen.

Das Gespräch führte Michael Kämmerer.

Torhüter unter sich: Florian Warschecha (rechts) und Neuverpflichtung Irnes Husic.