Eine starke Halbzeit kann eine schwache Hälfte nicht gutmachen

TSV Abtswind – TSV Großbardorf 2:6 (1:4)

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Es war kalt, bitterkalt. Ein Grad minus zeigte das Thermometer am Donnerstagabend in Estenfeld, was sich bei klirrendem Wind noch einmal deutlich frostiger anfühlte. Es ist kein schönes Gefühl, wenn Kälte Schmerzen bereitet. Und noch weniger, wenn die eigene Mannschaft in Starre verfällt. Das Ergebnis war eine happige 2:6-Niederlage im Testspiel gegen den TSV Großbardorf. Die Unterschiede zwischen Landesliga und Bayernliga können manchmal beträchtlich sein.

Vier Gegentreffer in weniger als zwanzig Minuten – viel deutlicher kann eine Mannschaft kaum aufgezeigt bekommen, wo ihre Grenzen liegen. Einiges lief in der ersten Halbzeit schief. Abtswind kam einfach nicht hinterher, verlor im Temporausch des Gegners Zweikampf um Zweikampf und geriet so schnell unter Druck, dass die eigenen Pässe irgendwo landeten, nur nicht beim Mitspieler. Gleich zwei unnötige Elfmeter fabrizierte die Elf von Petr Skarabela. Beide Male wurde Manuel Leicht gelegt, und jeweils André Rieß verwandelte. Hinzu kamen die Treffer von Maximilian Mosandl und Björn Schönwiesner, denen es der chancenlose Landesligist mit seinem Abwehrverhalten ziemlich einfach machte. Nach nicht mal einer halben Stunde stand es 0:4. „Wir haben eine Lektion bekommen“, sagte Skarabela. „Die Leistung im ersten Durchgang war indiskutabel.“ Abtswinds einziger heller Moment unter Flutlicht in den ersten 45 Minuten war Pascal Kamolz’ Schuss ins lange Eck zum 1:4 (39. Minute).

In der Pause machte der Cheftrainer seinem Ärger Luft – und wechselte. Mit Adrian Dußler und Mathias Brunsch (im Bild) änderten sich das Spiel und das System. Die Umstellung auf die Dreierkette in der Abwehr schuf Überzahl im Mittelfeld. Das tat dem Landesligisten gut und zwang die Großbardorfer in eine Situation, die ihnen nicht behagte. Der Rollentausch führte dazu, dass Abtswind die spielbestimmende Mannschaft wurde. „Das war ein riesiger Unterschied zur ersten Hälfte“, stellte Skarabela fest, der sich fast ein wenig wunderte, dass das 3-5-2-System ohne Probleme funktionierte. Denn trainiert hatten sie es nicht. Zumal mit einem Abwehrspieler weniger das Team auch weniger Chancen zuließ als zuvor mit vier Verteidigern. Das verbesserte Stellungsspiel half dabei. Als Pascal Kamolz im ersten Versuch an Großbardorfs Torsteher Christian Dietz scheiterte und die zweite Chance per Kopf vollendete, war Abtswind mit dem 2:4 drauf und dran, dass die Partie auch im Ergebnis noch eine versöhnliche Wendung nehmen konnte (58.).

„In Testspielen heißt es immer, das Resultat sei zweitrangig“, sagte Petr Skarabela. „Doch wenn wir 0:4 zurückliegen, kann mir das nicht egal sein.“ Es wäre fast noch besser gekommen. Als Nicolas Wirsching aus größerer Entfernung Maß nahm, rettete Christian Dietz den Bayernligisten mit einer beherzten Parade vor dem dritten Gegentor (62.). Wenn schon kein Tor mehr für Abtswind fallen sollte – Adrian Dußler wurde in der Schlussphase kein Elfmeter zuerkannt –, wäre nach der Leistungssteigerung im zweiten Durchgang ein knapper Endstand noch am ehesten zu verkraften gewesen. Zwei schnelle Gegentore gaben dem Ganzen am Ende noch einen bitteren Beigeschmack: Abtswind stand hinten zu offen, so dass Lukas Dinkel und Benjamin Diemer auf 6:2 erhöhten. „Nach den Spielen gegen Sand und Bamberg haben einige wohl gedacht, dass wir nicht zu schlagen seien“, sagte Petr Skarabela. Die Realität war eine andere. „Großbardorf hat eben mehr Qualität.“

Michael Kämmerer

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Sven Gibfried (46. Mathias Brunsch), Daniel Hämmerlein (75. Julian Beßler), Lukas Wirth (46. Adrian Dußler) – Nicolas Wirsching, Jonas Wirth, Philipp Hummel, Frank Hartlehnert – Peter Mrugalla, Pascal Kamolz (63. Daniel Endres).
TSV Großbardorf: Christian Dietz – Xaver Müller, Maximilian Zang, Marcel Hölderle, Zarko Poznic (73. Pascal Stahl) – Stefan Piecha (46. Shaban Rugovaj), Lennart Seufert, André Rieß (63. Lukas Dinkel), Björn Schönwiesner (63. Benjamin Diemer) – Maximilian Mosandl (73. Lukas Illig), Manuel Leicht.
Schiedsrichter: Steffen Ehwald (Geldersheim); Assistenten: David Kern (Röthlein), Niklas Manger (Sömmersdorf).
Zuschauer: 15 (in Estenfeld).
Gelbe Karte: Daniel Endres (Abtswind).
Tore: 0:1 André Rieß (8., Foulelfmeter), 0:2 Maximilian Mosandl (21.), 0:3 Björn Schönwiesner (23.), 0:4 André Rieß (27., Foulelfmeter), 1:4 Pascal Kamolz (39.), 2:4 Pascal Kamolz (58.), 2:5 Lukas Dinkel (82.), 2:6 Benjamin Diemer (90.).

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