Im Gespräch mit Gästetrainer Faruk Maloku

Unser heutiger Gaststar im Porträt

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Die Gemeinde Gebenbach ziert ein bestens formuliertes Wappen. Viel Symbolik rankt um den Spruch „Unter goldenem Schildhaupt, darin ein blauer Wellenbalken, in Rot ein durchgehendes silbernes Tatzenkreuz, das von einer Schrägleiste überdeckt ist.“ Ein Mix aus dem heraldische Abzeichen Prüfenings sowie dem Querbalken Bamberger Prägung, womit die Wurzeln der Oberpfälzer aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach treffend umrissen sind. An diesem Ort wächst eine ganz besondere Art Fußballer heran.

Unser heutiger Gaststar ist die DJK Gebenbach, ein 1960 vor allem von Mitgliedern der katholischen Landjugend gegründeter Verein mit Hauptausrichtung Fußball. Gerade einmal sieben Jahre ist es her, als sich die Djk auf eine lange Reise machte. Aus der Kreisliga gestartet, stieg die Truppe in schöner Regelmäßigkeit eine Stufe höher. Nach dem Meistertitel der Landesliga Mitte 2016/17 gelang auf Anhieb ein viel beachteter fünfter Bayernliga Platz. Im Kader steckt viel höherklassige Erfahrung. Spieler mit interessanter Vita sind beispielsweise der 37-jährige Oliver Gorgiev oder auch Mittelfeldspieler Julian Ceesay. Einige haben die Truppe um die Goalgetter Nico Becker und Marco Seifert auf dem Schmierblock, wenn es um den Aufstieg in Deutschlands vierthöchste Liga geht. Wer in der Bayernliga Nord auf Stimmenfang geht, hört zum Thema meist das Schlagwort „körperlichste Mannschaft der Liga“, oder „wer von der regulären Spielzeit 20 Minuten am Boden liegt, der interpretiert Fußball irgendwie anders“. Die Zweikampfstärke ist beinahe berüchtigt. Gegen den absoluten Meisterschaftsfavoriten fehlte nicht viel, ungefähr 120 Sekunden, dann hätte die Truppe von Faruk Maloku einen Zähler aus Aubstadt entführt. Nach späten Treffern von Michael Dellinger und Markus Thomann hieß es zum Schluss 1:3 aus Sicht der Gäste. Das Spiel war eine „an Intensivität kaum noch zu überbietende Partie“ (FuPa Spielbericht).

Manchmal ist das eine Crux mit der ständigen Erreichbarkeit, besonders wenn ständig eine Mobilbox dazwischen babbelt. Nach diversen Versuchen, unter anderem im Vereinsheim (sehr angenehme unbekannte Gesprächspartnerin) und bei Teammanager Franz Wittich, der gerade mit der Mannschaft grillt, ruft plötzlich der Trainer höchstpersönlich zurück.

Redaktion: Hallo Herr Maloku, die DJK Gebenbach und unser TSV Abtswind hatten bislang ja so gar keine Berührungspunkte.

Faruk Maloku: Soweit ich weiß, nicht. Seit drei Jahren bin ich nun in Gebenbach, hatte aber bislang noch nicht die Ehre, gegen Abtswind anzutreten.

Redaktion: Ihr Verein war vor nicht allzu langer Zeit noch in der Kreisliga beheimatet. Das ist mal ein rasanter Aufstieg, den Ihr Club hingelegt hat.

Faruk Maloku: Ähnlich wie Abtswind sind wir letztes Jahr zum ersten mal in die Bayernliga aufgestiegen. Es ist tatsächlich so, dass es bei uns in den letzten sieben, acht Jahren ständig bergauf gegangen ist. Allerdings nicht zu schnell, wie manche meinen. Das zeugt von einer gewissen Nachhaltigkeit.

Redaktion: Was ist denn Euer Geheimnis?

Faruk Maloku: Wir sind ganz normale bodenständige Leut. Wir sind ein Dorfverein, wie Abtswind, da helfen die Leut noch kräftig zusammen. Viele engagieren sich ehrenamtlich. Man spürt hier keinen Druck. Auch wenn man mal verliert, kriegt man trotzdem Schulterklopfer. Das ist so ein Wohlfühl Faktor, der uns Aktiven sehr gut tut. Das war und ist auch unser Erfolgsgeheimnis. Wir sind nie durch die Decke, um größenwahnsinnig zu sein, sondern wir wissen auch, dass das Ding mit der Bayernliga ganz schnell vorbei sein kann. Sollte es mal so kommen, wären wir auch in der Landesliga zufrieden.

Redaktion: Wie würden Sie Ihren Kader beschreiben?

Faruk Maloku: Ich trainiere viele junge Spieler. Einige davon aus der eigenen Jugend, aber auch Spieler von Ammerthal und andere aus Amberg. Die Jungs kommen hauptsächlich aus der näheren Region, was uns sehr wichtig ist. Die Spieler sollen sich mit dem Verein völlig identifizieren können. Wir machen uns nicht größer, als wir sind. Die Jungs spielen durchwegs gerne bei uns, weil sie diese familiäre Wohlfühlatmosphäre schätzen. Zusätzlich haben wir unlängst davon Vorteile gezogen, dass der FC Amberg radikal untergegangen ist. Hört sich sehr hart an, aber es ist einfach Fakt, wenn der FCA nicht so kollabiert wäre, würde die DJK in der heutigen Form nicht von diesen Spielern profitieren können.

Redaktion: Als Stenogramm, was ist beim FC Amberg schief gelaufen?

Faruk Maloku: Der Vorstand, der fünf, vielleicht sechs Jahre vorher eingestiegen ist, hate ein gutes Konzept installiert. Bisserl ruckartig hat er das dann zurückgezogen, aus internen Gründen. Vieles ist plötzlich zusammen gebrochen. Der Verein konnte das nicht so schnell auffangen. In der Konsequenz haben beinahe alle Spieler den FC Amberg verlassen. Die wollten mindestens Bayernliga spielen. Einige sind nach Ammerthal, andere zu uns, einige sogar nach Weiden. Der Kader hat sich auf die gesamte Region verteilt.

Redaktion: Die Landkarte der Bayernliga reicht erstaunlich weit. Da kommen auch dieses Jahr wieder weite Fahrten auf Euch zu.

Faruk Maloku: Ja, wir liegen beinahe an der Grenze zur Südstaffel. Allerdings sind jetzt Aschaffenburg und Erlenbach weg. Das waren die weitesten Fahrten für uns. Trotzdem brauchen wir fast zwei Stunden auf Würzburg. Es ist angenehmer als letzte Saison. Jetzt sind Aubstadt und Großbardorf für uns die weitesten Ziele.

Redaktion: Wir würden Sie die Vorbereitung und den Saisonstart nach drei Spielen bewerten?

Faruk Maloku: Eigentlich verlief alles normal. Wir haben damit gerechnet, dass das zweite Jahr ungleich schwieriger wird. Wir konnten noch letztes Jahr von der Aufstiegseuphorie im Umfeld profitieren. Jeder war neugierig auf die unbekannte Liga. Jeder wollte sich auf dieser Ebene zeigen. Viele Vereine haben sich nun auf uns eingestellt.

Redaktion: Man muss natürlich auch sagen, dass die Messlatte in den ersten drei Spielen relativ hoch hing. Sie hätten sich vermutlich lieben drei Aufsteiger als Eingewöhnungsprogramm gewünscht.

Faruk Maloku: Gerade zum Saisonstart gibt es meiner Meinung nach keine Wunschgegner. Da ist jeder fokussiert. Ich freue mich auch nicht riesig, gerade jetzt auf Abtswind zu fahren, muss ich ehrlich gestehen.

Redaktion: Wieso denn?

Faruk Maloku: Der ganze Verein ist euphorisiert. Die Fans, die Spieler, alle sind heiß. Der Trainer hat ein klares Konzept, putscht seine Jungs. Und trotzdem wird ein gewisses Understatement betrieben. Gerade das sind die gefährlichsten Mannschaften. Aber ich wüsste auch nicht, wen ich stattdessen lieber hätte als Auftaktprogramm. Die Spiele gehen meist so eng aus. Da entscheiden Kleinigkeiten. Und Glück gehört auch dazu. Nach drei Spielen haben wir drei Punkte auf dem Konto. Ich sag mal, okay, das ist kein Fehlstart. Mit Hof und Aubstadt haben wir zwei richtige Brocken hinter uns. Leider unglücklich verloren, aber Schwamm drüber. Zwecks der kämpferischen Einstellung, hätten wir gerade in Aubstadt einen Punkt verdient gehabt. Aber nachdem es 1:3 ausgegangen ist, muss man zugeben dass Aubstadt viel mehr investiert hat, das Spiel gemacht und mehr Qualität von der Bank brachte. Wir haben uns so wacker wie möglich verkauft. Letzte Saison hat es zwei Mal geklappt. Dieses Mal halt nicht. So spielt das Leben.

Redaktion: Was wissen Sie eigentlich über unser kleines Kräuter- und Teedorf?

Faruk Maloku: Ich will nicht respektlos sein, aber am Samstag steigt bei uns das große Derby gegen Ammerthal. In unserer Region ist das eigentlich das einzige Nachbarschaftsduell. Damit beschäftige ich mich gerade voll und ganz. Und ab Samstagabend lass ich mich voll auf Abtswind ein. Ich schätze den Verein ähnlich wie Gebenbach ein. Die Mannschaft besitzt eine gute Mischung aus erfahrenen Akteuren und hungrigen jungen Spielern, die das erste Mal in der Liga auflaufen und sich jetzt teuer verkaufen wollen. Meiner Meinung nach passt der Mario Schindler perfekt zum TSV Abtswind. Er hat einen klaren Plan, führt sein Team mit einer ganz gesunden Spannung. Im Spiel gegen Vach hat die Mannschaft gezeigt, dass sie alles umsetzt, was der Trainer sagt. Abtswind ist als Gegner sehr schwierig zu bespielen. Dazu kommt unter der Woche die lange Anreise. Wir müssen alle einen halben Tag Urlaub nehmen. Und als wäre es noch nicht genug, werde ich wahrscheinlich nicht kommen können. Unter der Woche frische ich in Dresden meinen Trainerschein auf. Jetzt fährt meine Mannschaft ohne Trainer an, was natürlich bitter ist. Viele Faktoren spielen hier eine negative Rolle.

Redaktion:
Wer mal in der Bayernliga Hotvole Mäuschen spielt, hört zum Stichwort Gebenbach oft, wenn jemand den Zweikampf als Stilmittel erfunden hat, dann sicherlich die DJK. Was sagen Sie zu dieser Aussage?

Faruk Maloku: [lacht sich schlapp] Würzburg und Eltersdorf schenken diesbezüglich ihren jeweiligen Gegnern sicherlich auch nicht viel. Was wir letztes Jahr erzeugt haben, war die große Überraschung. Keiner hatte uns auf dem Zettel. Und wir haben uns dann schnell diesen Ruf erarbeitet, durch unsere Unbekümmertheit, durch Euphorie und Spaß und haben dementsprechend Eindruck hinterlassen. Trotzdem, dass wir lange oben mitgespielt haben, waren wir meiner Meinung nach der einzige Verein, der keine Lizenz für die Regionalliga eingereicht hat. Das spricht für sich. Umso schwieriger wird es heuer für uns, weil jeder Trainer gegen uns jetzt schon im Vorfeld diese Spannung aufbaut, die ihnen in der vergangenen Saison abgegangen ist. Diese Bürde müssen wir tragen. Ohne jetzt Druck aufbauen zu wollen, traue ich Abtswind eine ähnlich erfolgreiche Rolle zu, wie wir sie gespielt haben. Wenn man das so verfolgt bei Euch, das sprüht so voll Energie, voll Leichtigkeit, Unbekümmertheit. Das erinnert mich stark an uns selbst.