Nach dem Sieg beim Verfolger ist der Meistertitel perfekt

ASV Vach – TSV Abtswind 1:3 (1:1)

Slider Ende

Endlich ist es geschafft! Nach mehreren vergeblichen Anläufen hat der TSV Abtswind den Aufstieg in die Bayernliga vollzogen. Im ultimativen Spitzenvergleich gegen den ärgsten Konkurrenten ASV Vach machte der Spitzenreiter am vorletzten Spieltag den finalen Schritt zur Meisterschaft. Vor der stattlichen Kulisse von 800 Zuschauern erzielten Sven Gibfried, Pascal Kamolz und Daniel Endres, jeweils bedient von Adrian Dußler, die Abtswinder Tore zum 3:1-Erfolg. Zwischenzeitlich hatte Michael Mirschberger zum Ausgleich getroffen.

Die große Sause wollte Thorsten Götzelmann angeblich den anderen überlassen. Befragt nach seinen Plänen für den Abend und die Nacht, meinte Abtswinds Trainer: „Ich werde vielleicht ein Bierchen trinken. Aber nur eins.“ Bei seinem schelmischen Grinsen mochte man ihm das nur schwer abnehmen. Wobei: Am Sonntagvormittag rief bereits die nächste Pflicht. Der 45-Jährige ist Übungsleiter mit Doppelbelastung und kümmert sich im Nachwuchszentrum der SpVgg Greuther Fürth um die U12-Junioren, für die am Wochenende ebenfalls ein Spiel anstand. Ganz gleich ob es Götzelmann tatsächlich bei einem Bier belassen hatte – die Mannschaft genoss und begoss ihren Erfolg in vollen Zügen, was direkt nach dem Schlusspfiff in Vach begann und bis weit in den nächsten Morgen daheim in Abtswind weiterging.

Mit der Landesliga-Meisterschaft und dem Aufstieg in die Bayernliga haben die Fußballer einen Triumph von historischem Ausmaß errungen: Erstmals in seiner 62-jährigen Geschichte spielt der Verein in der fünften Liga. Die verlockende Chance hatte ein ganzes Dorf in den Ausnahmezustand versetzt. Drei vollbesetzte Reisebusse waren erforderlich, um das Interesse der Fans zu befriedigen. 150 Anhänger machten sich auf den Weg über die Autobahn in die Fürther Vorstadt. 800 Zuschauer bei Sommertemperaturen und strahlend blauem Himmel bildeten die perfekte Kulisse für das Endspiel um die Meisterschaft. Ein Unentschieden, sogar eine Niederlage mit einem Tor Unterschied und wenigstens einem eigenen Treffer hätte Abtswind genügt, um nach dem 2:1-Sieg in der Hinrunde den direkten Vergleich gegen Vach auf seiner Seite zu haben und damit unbeschwert in den letzten Spieltag zu gehen.

All die Zahlenspiele und Rechnereien beschäftigten Thorsten Götzelmann dem Anschein nach nicht: „Ich habe mich darum nicht gekümmert. Ich wollte nur das Spiel gewinnen.“ Nur das Spiel gewinnen. Unmöglich war das nicht, aber auch nicht selbstverständlich. Vach hatte Ende Oktober das letzte Mal verloren und seitdem elf Siege und ein Unentschieden eingefahren. Diese Serie hatte Abtswinds Vorsprung an der Spitze von neun auf drei Zähler schmelzen lassen. „Wenn man sich so rankämpft, will man natürlich auch das entscheidende Spiel gewinnen“, sagte Vachs Trainer Norbert Hofmann. „Doch mit dem zweiten Platz haben wir unser Saisonziel erreicht und können über die Relegation den Aufstieg schaffen.“ Viel fehlte nicht, und die Mittelfranken wären im Schlussbogen der Saison an Abtswind vorbeigezogen. Nach einer Stunde Spielzeit ging das Gipfeltreffen in seine ausschlaggebende Phase. Die Gäste bekamen nach der Pause Mühe, die Angriffe des Gegners einzudämmen.

Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann schreit seine Freude heraus.

Beim Stand von 1:1 boten sich den Vachern vorzügliche Möglichkeiten zur Führung. Kai Hufnagel schlug den Ball freistehend über das Gebälk (60. Minute). Julian Konrad kam gleich zweimal hintereinander zum Abschluss, scheiterte zunächst am glänzend reagierenden Julian Schneider und setzte die Kugel anschließend am langen Eck vorbei (69.). „Wenn wir das 2:1 machen, wird es für den Gegner kritisch“, erkannte Norbert Hofmann. Doch Abtswind löste sich aus der Umklammerung mit einem genialen Gegenschlag: Adrian Dußler schnappte sich den Ball im Mittelfeld, zog zum Strafraum und passte auf den mitgelaufenen Pascal Kmaolz. Sein 2:1 war die Antwort in der Meisterfrage (71.), die kurz darauf noch eindeutiger ausfiel. Wieder leistete Adrian Dußler die Vorarbeit, die Daniel Endres mit dem 3:1 vollendete (75.). Abtswinds Anhang konnte nun seine Jubelgesänge anstimmen.

Den ersten Anflug von Ekstase hatte es bereits wenige Minuten nach dem Anpfiff gegeben: Vachs Schlussmann Markus Kredel verschätzte sich bei Adrian Dußlers Flanke, so dass der Kopfball von Sven Gibfried (mit dem Hinterkopf) zur Führung der Gäste ins Tor flog (5.). Nicolas Wirsching stand auch parat, um das Leder zusätzlich ins Netz zu befördern. Nach dem frühen Rückschlag benötigte Vach bereits drei Treffer. Das befeuerte die hochklassige Begegnung, in der es kein unnötiges Taktieren gab. Thorsten Götzelmann hatte seine Abwehr umgebaut und ließ in einer Besetzung in der Viererkette spielen, wie sie es zuvor noch nicht gegeben hatte – mit Adrian Graf als linkem Verteidiger statt in der Mitte. Kapitän Michael Herrmann spielte trotz Schnittwunde am Knie, die er in der Vorwoche erlitten hatte. Dafür brach bei Frank Hartlehnert nach zwanzig Minuten wieder die alte Adduktoren-Verletzung auf.

Als er losrannte und beim Abschluss an Markus Kredel scheiterte, fasste sich der Linksaußen vor Schmerzen in den Schritt. Für ihn kam Philipp Hummel, doch auch dessen Einsatz blieb von kurzer Dauer. Noch vor der Pause war für ihn wegen einer Zerrung Schluss. Abtswind hatte nach dem 1:0 das Spiel nicht mehr konsequent betrieben und ging zu passiv mit seinen Möglichkeiten um. Das rächte sich beim Ausgleichstreffer nach gut einer halben Stunde: Rico Röders Pass über die Abwehr zu Kai Hufnagel brachte die Gefahr, ehe Michael Mirschberger den Querpass über die Torlinie drückte. Adrian Dußler hätte Abtswind kurz vor der Halbzeit bereits die Vorentscheidung bescheren können, als er freistehend den Ball nicht an Markus Kredel vorbeibrachte. Mit seinen beiden Vorlagen im zweiten Durchgang machte er die vergebene Großchance wieder gut, so dass der Abtswinder Jubel keine Grenzen mehr kannte.

Michael Kämmerer

Die Helden von Vach.

Das Spiel in der Statistik

ASV Vach: Markus Kredel – Dominik Zametzer (64. Daniel Krapfenbauer), Christian Kohl, Michael Mirschberger, Daniel Eich (70. Hendrik Hassa) – Kai Hufnagel, Sammy Röder – Julian Konrad, Rico Röder, Nico Haas – Pascal Benes.
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Sven Gibfried, Adrian Graf – Jonas Wirth – Nicolas Wirsching, Adrian Dußler, Jona Riedel, Frank Hartlehnert (24. Philipp Hummel, 41. Daniel Endres) – Pascal Kamolz (77. Daniel Hämmerlein).
Schiedsrichter: Martin Speckner (Runding); Assistenten: Felix Scharf (Nabburg), Sebastian Reich (Illschwang).
Zuschauer: 800.
Gelbe Karten: Michael Mirschberger, Kai Hufnagel, Julian Konrad (Vach); Pascal Kamolz, Mathias Brunsch, Nicolas Wirsching (Abtswind).
Gelb-Rote Karte: Sammy Röder (Vach, 88., Foulspiel).
Tore: 0:1 Sven Gibfried (5.), 1:1 Michael Mirschberger (35.), 1:2 Pascal Kamolz (71.), 1:3 Daniel Endres (75.).

Stimmen zum Spiel

Thorsten Götzelmann (Trainer TSV Abtswind): „Es war phänomenal, was die Jungs geleistet haben. Als ich mich vor sechs Spielen auf diese Mission eingelassen habe, war ich mir nicht sicher, ob wir es so weit schaffen, wo wir jetzt stehen. Petr Skarabela gehört ein riesiger Teil der Meisterschaft. Was er angefangen hat, habe ich zu Ende gebracht. Jeder hat gesagt, das Spiel in Vach ist das wichtigste Spiel. Alle anderen Spiele waren auch wichtig, um überhaupt in diese Ausgangslage zu kommen. Das war heute nicht leicht, ein Spiel auf Augenhöhe. Wir sind an unsere Grenzen gekommen. Es ging hin und her mit vielen Chancen für beide Mannschaften. Die Nervosität war allen anzumerken. In der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht und kontrolliert nach vorne gespielt, um die Tore zu erzielen. Mit Dingen wie dem direkten Vergleich und Auswärtstoren habe ich mich überhaupt nicht beschäftigt. Ich habe lieber die anderen rechnen lassen. Keine Ahnung, was heute alles passiert. Vielleicht trinke ich noch ein Bier.“

Norbert Hofmann (Trainer ASV Vach): „Wir haben die ganze Saison mit dem zweiten Platz geliebäugelt, weil Abtswind sich nur wenige Ausrutscher erlaubt hat. Wer bis auf einen Spieltag immer Tabellenerster ist, hat sich die Meisterschaft verdient. Mein Glückwunsch an diesen sympathischen Verein! Unsere Enttäuschung hält sich in Grenzen. Mit dem Einzug in die Relegation haben wir unser Ziel auch erreicht, selbst wenn heute im entscheidenden Spiel mehr möglich war. Nach der Halbzeit, als wir drei, vier gute Möglichkeiten haben, müssen wir in Führung gehen. Wenn wir in der Phase das 2:1 erzielen, wird es für den Gegner kritisch. Wenig später hat Adrian Dußler die Klasse, um mit seinen Pässen den Unterschied auszumachen. Bei uns kamen die Bälle nicht so genau. Aber es war ein hochklassiges, faires Spiel mit offenem Visier und ohne taktisches Geplänkel. Das war wie schon im Hinspiel ein heißer Kampf, bei dem die Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sind.“

Die Abtswinder Fans sind nach der Meisterschaft vollkommen aus dem Häuschen.

Viele Impressionen vom Spiel in Vach und von der Kulisse gibt es in einer Fotoserie.

Zahlreiche Jubelszenen nach dem Gewinn der Meisterschaft als Bildergalerie.

Die Partie in voller Länge bei sporttotal.tv.

Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.

Stimmen und Stimmungen nach dem Schlusspfiff: Video 1, Video 2.

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.