Beim letzten Landesliga-Auftritt steht nicht nur der Fußball im Mittelpunkt

TSV Abtswind – TSV Lengfeld 5:2 (1:1)

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Servus, Landesliga, mach’s gut! Nach sechs Jahren verabschiedet sich der TSV Abtswind mit seinem Meisterstück, um in der Bayernliga sein Glück zu versuchen. Beim letzten Auftritt der Erfolgssaison gab es mit dem 5:2-Sieg gegen den TSV Lengfeld einen würdigen Abgang vor eigener Kulisse, auch wenn seit dem Spiel in Vach in der Vorwoche der Druck entwichen war. Dafür fiel das Rahmenprogramm, um dem Anlass gerecht zu werden, umfangreicher aus.

Thorsten Götzelmann erweckte den Eindruck, als ginge es um alles in der Welt. War seine Mannschaft nicht eine Woche zuvor bereits Meister geworden? War der Aufstieg etwa doch nicht unter Dach und Fach? Natürlich gab es daran keinen Zweifel mehr, doch Abtswinds scheidender Trainer konnte nicht aus seiner Haut. Der 45-Jährige war angespannt bis in die letzte Pore seines Körpers. Das bekamen am Samstagnachmittag alle zu spüren, die seine gewohnten Abläufe störten. Hier ein Fototermin, dort eine Ehrung, dann noch eine Geschenkübergabe. Götzelmann war das alles zu viel Getöse, zu viel Ablenkung, um den Fokus auf das abschließende Saisonspiel richten zu können. „Ich kann das nicht ablegen, das ist ein bisschen mein Fehler“, gab er später zu. „Mein inneres Ich lässt das nicht zu.“

Ausnahmsweise wollte Manager Christoph Mix der Mannschaft vor dem Spiel einen Besuch in der Kabine abstatten und erhielt keinen Einlass. „Ich bin hochkantig rausgeflogen“, erzählte Mix. „Wenn man als Interimstrainer die Chance hat, alle sieben Spiele zu gewinnen, darf man auch mal angespannt und verbissen sein.“ Entsprechend grimmig schaute Götzelmann, als seine Spieler kurz vor dem Anpfiff einzeln durch ein Spalier auf den Platz schritten, um die Glückwünsche von Bernd Reitstetter, dem Landesliga-Spielleiter des Bayerischen Fußball-Verbands, zu empfangen und aus den Händen der Abtswinder Weinprinzessin Lisa Kursawe die Medaillen zur Meisterschaft entgegenzunehmen. Die Miene des Trainers hellte sich erst einmal nicht auf.

Mürrisch und fluchend nahm Thorsten Götzelmann zur Kenntnis, was sein Team auf dem Spielfeld fabrizierte und wie es nach zehn Minuten in Rückstand geriet. Verteidiger Mathias Brunsch eroberte den Ball und war ihn prompt wieder los. Igor Mikic schnappte sich das Leder und traf zur 1:0-Führung der Gäste, während Adrian Graf und Schlussmann Florian Warschecha kurioserweise im selben Moment ausrutschten. Götzelmann war der Auftritt zu lasch. Er vermisste das Engagement, das seine Mannschaft in den zurückliegenden Wochen unter seiner Führung gezeigt hatte. So war Lengfeld als letztjähriger Aufsteiger, der sich vorzeitig für eine weitere Landesliga-Saison qualifiziert hatte, an diesem Tag ein durchaus ebenbürtiger Gegner.

Ehre dem Meister: Als die Abtswinder Akteure, hier Peter Mrugalla, aufs Spielfeld laufen, steht der Gegner Spalier.

Fünf Minuten vor der Pause nahm Abtswind erstmals richtig Schwung auf: Michael Herrmann kam über die linke Seite, legte in den Strafraum, wo Pascal Kamolz im Fallen den Ball verpasste, aber Daniel Endres für den 1:1-Ausgleich bereitstand. Die letzten Augenblicke des ersten Durchgangs gehörten den Spielern, die den Verein verlassen: Kamolz (TSV Unterpleichfeld) passte zu Endres (TG Höchberg), der die Großchance neben den Pfosten setzte (42. Minute). Den Schuss von Peter Mrugalla (SC Mainsondheim) kurz darauf schlug Lengfelds Thomas Popp von der Linie. Thorsten Götzelmanns Unmut hatte sich selbst zur Pause nicht gelegt: Nach kurzer Ansprache ließ er die Mannschaft in der Kabine allein und verbrachte die übrige Zeit auf der Bank.

Doch in den zweiten 45 Minuten sollte es besser werden. Nachdem Schlussmann Florian Warschecha stark gegen den Lengfelder Igor Mikic im Eins-gegen-eins gehalten hatte (50.), wurde es eine muntere Begegnung, in der sich der Meister vor allem durch die bessere Chancenverwertung auszeichnete. Im Zweikampf mit Niko Pfaffendorf ging Pascal Kamolz zu Boden. Ein absichtliches Fallen war es nicht, aber auch kein Foul, wie später beide Seiten meinten. Elfmeter gab es trotzdem, und den verwandelte Adrian Dußler gewohnt souverän (56.). Für Pascal Kamolz ging es in seinem letzten Spiel für Abtswind auch um die Torjägerkrone. Der satte Schuss zum 3:1 nach schönem Doppelpass mit Nicolas Wirsching und anschließendem Alleingang war das zwanzigste Saisontor des 32-Jährigen.

Zur selben Zeit hatte der Vacher Pascal Benes zweimal getroffen und war mit 21 Toren an Kamolz vorbeigezogen. In der 78. Minute bot sich die riesige Möglichkeit zum Gleichstand, doch der Abtswinder Angreifer schoss freistehend über das Gehäuse. Chancen dieser Güte hatte er sich in der Vergangenheit kaum entgehen lassen. Mit zusätzlich fünfzehn Vorlagen in dieser Spielzeit wurde Kamolz allerdings bester Scorer der Liga – zusammen mit seinem Teamkollegen Adrian Dußler. Das 4:2 in der 88. Minute war dessen fünfzehntes Saisontor. Mit der Vorarbeit für den 5:2-Endstand durch Jona Riedel (90.) leistete Dußler am Ende insgesamt zwanzig Vorlagen – ligaweiter Bestwert. Zwischenzeitlich hatte Igor Mikic per Elfmeter auf 2:3 verkürzt, nachdem er von Jonas Wirth gefoult worden war (73.).

Michael Kämmerer

Damit schmückt man sich gerne: Abtswinds Weinprinzessin Lisa Kursawe hängt Torhüter Julian Schneider die Meistermedaille um den Hals. Landesliga-Spielleiter Bernd Reitstetter hat sichtlich seinen Spaß.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Florian Warschecha – Mathias Brunsch, Adrian Graf, Sven Gibfried, Michael Herrmann (71. Daniel Hämmerlein) – Jürgen Endres, Nicolas Wirsching, Peter Mrugalla (59. Jonas Wirth), Adrian Dußler – Daniel Endres (59. Jona Riedel), Pascal Kamolz.
TSV Lengfeld: Pascal Krämer – Sebastian Markert, Andreas Jazev, Thomas Popp, James-Joseph Hammond (22. Mika Lindner) – Jeremias Hofmann, Alexander Grod – Artem Magel (71. Cem Ada), Dominik Heckelmann, Niko Pfaffendorf (80. Dahiru Yusuf) – Igor Mikic.
Schiedsrichter: Alexander Arnold (Langenleiten); Assistenten: Nikita Kolodeznyj (Münnerstadt), Tim Schoch (Stralsbach).
Zuschauer: 150.
Gelbe Karten: Nicolas Wirsching, Pascal Kamolz (Abtswind); Sebastian Markert, Alexander Grod (Lengfeld).
Tore: 0:1 Igor Mikic (12.), 1:1 Daniel Endres (40.), 2:1 Adrian Dußler (56., Foulelfmeter), 3:1 Pascal Kamolz (65.), 3:2 Igor Mikic (73., Foulelfmeter), 4:2 Adrian Dußler (88.), 5:2 Jona Riedel (90.).

Stimmen zum Spiel

Thorsten Götzelmann (Trainer TSV Abtswind): „Es war unglaublich schwer, die Spieler zu motivieren, damit auch der Saisonabschluss erfolgreich wird. Nach dem Sieg in Vach ist die Anspannung abgefallen. Ich war schon froh, dass überhaupt jemand diese Woche zum Training gekommen ist. Jeder hat heute an alles Mögliche gedacht, nur das Spiel ist in den Hintergrund geraten. Andererseits haben alle erwartet, dass wir auch das letzte Spiel gewinnen. Ich musste fast zaubern, damit die Jungs die neunzig Minuten ernst nehmen, was sie anfangs nicht getan haben. Ich hätte uns den Elfmeter auch nicht gegeben, aber das Tor zum 2:1 hat uns ins Spiel geholfen. Danach sind wir besser geworden. Das Schwierigste an meiner Aufgabe in den letzten Wochen war, dafür zu sorgen, dass der Teamgeist zurückkehrt und die Mannschaft wieder an sich und ihre Qualitäten glaubt, nachdem sie kurzzeitig ihre Linie verloren hatte.“

Michael Hochrein (Trainer TSV Lengfeld): „Optisch waren wir nicht die schlechtere Mannschaft, doch Abtswind hat die Chancen eiskalt genutzt, die wir liegengelassen haben. Bei den letzten beiden Gegentoren war bei uns die Luft raus. Bei uns haben acht verletzte Spieler gefehlt. Wir haben einen großen Aufwand betrieben, aber mit dem Ergebnis bin ich logischerweise nicht zufrieden. Wer nur das 5:2 liest, denkt gleich, wir waren chancenlos. So war es aber nicht. Beim Stand von 1:1 läuft Igor Mikic allein aufs Tor. Der Elfmeter für Abtswind war sehr schmeichelhaft. Trotzdem hat Abtswind am Ende verdient gewonnen. Nach der Vorrunde lagen wir auf Platz sieben. Die Rückrunde verlief dagegen problematisch. Als Aufsteiger sind wir zufrieden, dass wir in der Liga bleiben und das frühzeitig geschafft haben. Aber über Position elf sind wir schon ein wenig enttäuscht. Da war mehr drin.“

Christoph Mix (Manager und Sponsor TSV Abtswind): „Ich freue mich sehr für alle Beteiligten, die Spieler, Funktionäre und Fans, dass uns der Aufstieg gelungen ist. Wir stehen nicht zufällig an erster Stelle. Das ist das Ergebnis einer Entwicklung über viele Jahre. Wenn es diesmal wieder nichts mit dem Aufstieg geworden wäre, wäre das unglaublich gewesen. Wir müssen Thorsten Götzelmann sehr dankbar sein, dass er sich als Interimstrainer zur Verfügung gestellt hat und wie er es geschafft hat, alle sieben Spiele zu gewinnen. Wie die Mannschaft in den vergangenen Wochen an Stärke zugelegt hat, war mir sehr bewusst, dass wir unser Ziel erreichen. Ich war in Vach relativ locker, dass wir den nötigen Punkt noch holen. Mit Mario Schindler haben wir unseren Wunschtrainer für die Bayernliga gefunden, die ersten Neuzugänge sind verpflichtet. Ich unterstütze gerne den Verein, damit wir künftig in der Klasse bleiben.“

Das offizielle Foto des Landesliga-Meisters 2017/18.

Viele Bilder zum letzten Spieltag und zur Meisterehrung gibt es in einer Fotoserie.

Die Partie in voller Länge bei sporttotal.tv.

Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.

Abtswinds Manager Christoph Mix im Video-Interview.

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.