Im Derby schnuppert die Ludwig-Truppe am Erfolg

TSV Abtswind III / FC Feuerbach – SG Klein-/Großlangheim 3:4 (2:2)

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Dramatische Szenen spielen sich in Feuerbach ab. Unter den Augen des designierten Meisters Castell / Wiesenbronn steht Marc Köhler am Elfmeterpunkt. Kurz vor Schluss steht es 3:4 für Abtswind III / Feuerbach, Sekunden nur noch auf der Uhr. Schiedsrichter Anton Schneider pfeift den Handelfmeter an, Köhler nimmt wenige Meter Anlauf. Gästekeeper Alexander Baum ahnt die Ecke und pariert den platzierten Strafstoß ins Aus. Dann ist Schluss und die komplette Gästeentourage stürmt auf den Unparteiischen zu. Diskussionsstoff zu Hauf nach einem intensiven Derby der Spitzenklasse.

„Es wäre eine Katastrophe, wenn wir es nach so einer Saison nicht schaffen würden aufzusteigen“, meinte Gästetrainer Denis Herrlinger unlängst im Interview mit der „Kitzinger“. In vielen, wenn nicht allen konkurrierenden A-Klassen stünde sein Team mit den bislang erreichten 54 Punkten vermutlich an erster Stelle. In dieser Spielzeit hat die Spielgemeinschaft das Pech, zudem gegen bärenstarke Casteller antreten zu müssen. Dabei entschied die Rückspielniederlage in Castell nicht ernsthaft über die Meisterschaft. Das schafften die Gäste erst in den darauf folgenden Partien: Remis gegen Geiselwind und eine herbe 0:4-Klatsche bei Volkachs Kreisklasse Reserve. Geht Klein-/Großlangheim auf der Zielgerade der Saft aus?

Ein magerer Punkt kürt Castell / Wiesenbronn vorzeitig zum Meister. Dementsprechend groß fällt die Kulisse auf. Ebenso stark, selbstbewusst treten die Gäste auf. Den ersten Knaller der Partie setzt jedoch Dominik vom Berg aus 20 Metern Tordistanz knapp neben das Gästegehäuse. Optisch präsenter zieht danach die Spielgemeinschaft mit zwei Toren davon. Beim ersten Streich, einem Freistoß von Sascha Bader aus gefühlten 25 Metern, sieht Keeper Eduard Schneider uralt aus. Den tückischen Aufsetzer faustet er sich gleich höchst selbst ins eigene Netz. Wenig später zappelt die Pille erneut im Abtswinder Kasten. Als Torschütze lässt sich wieder Sascha Bader feiern, der eine weit auf die rechte Seite gezogene Bananenflanke volley verwertet.

„Danach haben wir das Fußball Spielen komplett eingestellt“, wundert sich Gästecoach Denis Herrlinger. Ein alternativer Lösungsvorschlag wäre: Erst nach dem 0:2 erwacht die Heimelf aus dem süßen Dornröschen Schlaf. Wie dem auch sei, da kannst du an der Linie einen Veitstanz aufführen, das stört die Aktiven nicht die Bohne. Oder gemäß dem unvergessenen Aleksandar Ristic: „Spieler haben scheiße gespielt! Tut mir leid, kann ich nichts für, würde ich auch gerne anders sagen, aber Spieler haben scheiße gespielt!“ (Immer wieder geil, das Zitat). Zwei weite Bälle von Arthur Eberhardt später geht es mit einem leistungsgerechten 2:2-Ausgleich in die Kabine. Beim ersten langen Ding foult Alexander Emmerling Spielertrainer Michael Ludwig im Luftkampf. Der Kopfball segelt ungefährlich ins nahe Gehölz. Der fällige Elfmeter, von Marc Köhler getreten, landet zielsicher im rechten Eck. Kurz darauf köpft Karsten Krauß eine weitere passgenaue Flanke unhaltbar über den zögerlich wirkenden Kleinlangheimer Schlussmann hinweg.

In der Gästekabine wackeln die Fließen, röhrt die Installation wider von Dennis Herrlingers Predigt. „In den letzten beiden Spielen haben wir jetzt insgesamt sieben Gegentore kassiert. Das sind beinahe so viele, wie wir in der Hinrunde bekommen haben. Auch wenn ich glaube, dass heute die Sonne auch mitgespielt hat bei den Gegentreffern, eigentlich hatte ich bislang nicht das Gefühl, wir hätten Probleme bei langen Bällen“, berichtet Denis Herrlinger nach Abpfiff. So etwas in der Art mussten sich seine Schützlinge zur kurzen Verschnaufpause anhören. Mit ein paar Fon mehr auf der nach oben offenen Skala, wie der Gästetrainer später lachend zugibt.

Nach Wiederanpfiff glühen dem ein oder anderen Gästespieler noch die Ohrwatscheln, leicht erkennbar an den roten Kondensstreifen auf dem Platz. Bis zum Anschlag tritt die Spielgemeinschaft aus Kleinlangheim und Großlangheim nun das Gaspedal durch. Und schon klingelts wieder im Feuerbacher Tor. Mit einem Traumtor gehen die Gäste erneut in Führung. Perfekter Fallrückzieher von Ahmad Abdulmajid nach einem weit auf den langen Pfosten geschlagenen Freistoß von Sascha Bader.

Doch wieder kämpft sich die Heimelf heran. Auf ein weites Zuspiel von Arthur Eberhardt aus der eigenen Hälfte lässt Christian Funk die komplette Kleinlangheimer Viererkette links liegen. Mit einem gefühlvollen Schieber am zu spät heran eilenden Schlussmann Alexander Baum vorbei erzielt der Außenbahnläufer den erneuten Ausgleich zum 3:3. uasi mit der Breitseite dem gegenüber einen satten Scheitel gezogen. Aus der Casteller Kurve erklingt vielstimmiges „Fump“, wer Brösel´s Werner kennt weiß, was damit gemeint ist.

Und wieder einmal wechseln die Vorzeichen abrupt. Die Gäste drücken und kommen durch Paul Glaser zum 4:3, begünstigt durch zwei Abwehrfehler der Heimelf. Arthur Eberhardt grätscht an der scharfen Hereingabe vorbei. Dominik vom Berg wird ausgewackelt. Der Drehschuss ins lange Eck hingegen ist unhaltbar genau.

Die Schlussviertelstunde gestaltet sich vogelwild. Zunächst glauben die Heimfans ein Foul an Karsten Krauß erkannt zu haben. Wieder einmal nach einem langen Ball von Arthur Eberhardt. Kurz darauf blockt Alexander Emmerling einen Gewaltschuss von Michael Ludwig mit dem linken Arm ab. Auch hier entscheidet der Unparteiische auf weiterspielen. Kurz vor dem Abpfiff setzt Michael Ludwig ein Pfund an die Unterkante der Latte. In Wembley Manier prallt die Pille vom Boden auf und hüpft Drall geschwängert zurück ins Spielfeld. Die Nachspielzeit bricht an. Längst stehen die Gäste mit Mann und Maus in der eigenen Abwehr. Andreas Beyer bringt einen letzten Freistoß herein. Schiedsrichter Anton Schneider pfeift sofort. Später berichtet er, aus nächster Nähe ein klares Handspiel erkannt zu haben. „Am Ende, diesen Elfmeter hätte ich jetzt auch nicht schießen wollen“, gibt Abwehrstratege Andreas Beyer unumwunden zu. Marc Köhler, Mann für die ruhenden Bälle, tritt an und scheitert an Alexander Baum. „Damit hat er uns heute den Arsch gerettet“, wie Denis Herrlinger lachend resümiert.

Heute wurde die Meisterschaft noch nicht entschieden. Auch wenn es hauchdünn war, das Remis in der Luft lag und „absolut verdient gewesen wäre“, ist Michael Ludwig überzeugt. „Aber Hut ab vor meiner Mannschaft. Wie sie nach dem 0:12 zurückgekommen ist, welche Moral sie wieder gezeigt hat. Mein großer Respekt gilt meinen Jungs!“

Matthias Ley

Das Spiel in der Statistik:

TSV Abtswind III / FC Feuerbach: Eduard Schneider – Tobias Holzberger, Arthur Eberhardt, Matthias Winkler – Marc Köhler, Andreas Beyer, Michael Ludwig, Karsten Krauss – Sebastian Krauß, Dominik vom Berg, Christian Funk. Einwechselspieler: Thomas Klein, Lukas Dingeldein, Alexander Becker.
SG Klein- / Großlangheim: Alexander Baum – Alexander Emmerling, Markus Schellhorn, Thorsten Eberhardt, Ahmad Abdulmajid – Christian Lindner, Michael Kotzer, Paul Glaser, Simon Klein – Sascha Bader, Christopher Emmerling. Einwechselspieler: Patrick Rosenberger, Andreas Schiebel, Christoph Schulz.
Schiedsrichter: Anton Schneider
Zuschauer: ca. 100
Gelbe Karten: Andreas Beyer (Abtswind III / Feuerbach) – Alexander Baum, Christian Lindner (Klein- / Großlangheim)
Rote Karte: Ahmad Abdullamajid (90+3., Unsportlichkeit, Klein- / Großlangheim)
Tore: 0:1 Sascha Bader (8.), 0:2 Sascha Bader (12.), 1:2 Marc Köhler (18., Foulelfmeter), 2:2 Karsten Krauß (33.), 2:3 Ahmad Abdulmajid (50.), 3:3 Christian Funk (61.), 3:4 Paul Glaser (70.).
Besonderheit: Alexander Baum hält Strafstoß, getreten von Marc Köhler (90+4.).

Die Stimmen zum Spiel:

Michael Ludwig (Trainer Abtswind III / Feuerbach): „Wir haben die erste Viertelstunde komplett verschlafen. Die Gegentore resultierten aus individuellen Fehler meiner Mannschaft. Das 0:1 muss mein Keeper halten. Beim 0:2 haut Tobias Holzberger über den Ball. Danach hat man wieder einmal die Moral meiner Truppe gesehen, wie wir nach einem 0:2 wieder zurückkommen. Hut ab vor der Leistung der Mannschaft. Mein absoluter Respekt. Personell waren wir nicht so gut besetzt wie die letzten Spiele. Trotzdem haben sich die Jungs reingehauen. Der 2:2-Halbzeitstand war dann aus meiner Sicht absolut verdient. In der Pause habe ich meinen Jungs gesagt, spielt weiter so engagiert. Den Bällen in die Spitze nachgehen, denn da haben die Gäste so ihre Probleme. Und dann machen wir noch das ein oder andere Tor.
Aber zunächst kam Kleinlangheim druckvoll auf. Beim 2:3 muss ich einfach vor meinem Mann stehen, darf ihn nicht so einfach an den Ball kommen lassen. Aber auch von diesem Gegentor haben wir uns nicht abbringen lassen. Meiner Meinung nach wäre ein Unentschieden gerecht gewesen.“

Denis Herrlinger (Trainer Klein- / Großlangheim): „Gut begonnen, schnell 2:0 geführt, danach haben wir das Fußball Spielen eingestellt, keine Zweikämpfe mehr angenommen und da war Abtswind / Feuerbach präsenter, gerade bei den Zweikämpfen stark und kommen durch unsere Fehler zum 2:2-Ausgleich. In den letzten zwei Spiele kassierten wir sieben Gegentore, was natürlich daran liegt, dass bei uns etwas die Luft raus ist. Nach der Niederlage gegen Castell und vor allem dem Unentschieden gegen Geiselwind, da war für uns das Thema erster Platz durch. Und da muss man sich natürlich wieder aufraffen, selbst motivieren. Das versuche ich in vielen Einzelgesprächen vor und nach dem Training. Manche wollen mehr gestreichelt werden als andere. Als Motivator gehe ich da ganz individuell vor. Leider rufen wir nicht unsere 100 Prozent Leistung ab. Ansonsten wäre das heute eine ganz andere Geschichte geworden. Am Schluss wird es vogelwild. Ein Handspiel konnte ich nicht erkennen. Aber der Schiedsrichter hat so schnell gepfiffen, da dachten viele, er entscheidet auf Abseits. Aber eine Riesen Tat von meinem Keeper. Das hat uns heute den Arsch gerettet.“

Andreas Beyer (Spieler Abtswind III / Feuerbach): „Derby gegen Kleinlangheim ist natürlich immer eine große Sache. Wir haben Scheiße angefangen, standen geschätzt die erste Viertelstunde gar nicht auf dem Platz. Nach dem 0:2 haben wir uns klar gesteigert, kamen mit wirklich ordentlichem Spiel zum 2:2-Ausgleich noch vor dem Seitenwechsel. Tolle Mannschaftsleistung. In der Pause hat uns der Trainer ermahnt, dass wir uns gleich nach Wiederanpfiff zusammenreißen müssen. Keine Leichtsinnsfehler mehr im Spielaufbau, vorne drauf gehen, den Abschluss suchen.
Das ist ein Derby. Da muss man sich eben anstrengen. Ich denken auch, in der zweiten Halbzeit haben wir das ganz gut gespielt, hatten auch unsere Chancen. Das 2:3, wenn es einer gefilmt hätte, das hätte locker das Potenzial zum Tor des Monats. Diesen Elfmeter zum Schluss hätte ich auch nicht schießen wollen. Großer Druck auf Marc Köhler. Den Punkt hätten wir sehr gerne mitgenommen. Wir können froh sein, dass es für uns eigentlich um nichts mehr geht, dass wir tabellarisch gut dastehen.“

Den ersten Gegentreffer nimmt er auf die eigene Kappe: Eduard Schneider.
Ansonsten auf dem Posten mit weitgehend fehlerfreier Leistung zwischen den Pfosten.