Der Rechtsaußen trifft zum einzigen Tor in einem trotz allem lebhaften Spiel

TSV Abtswind – FVgg Bayern Kitzingen 1:0 (1:0)

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Die Spiele des TSV Abtswind gleichen einem Griff in die Wundertüte: Man weiß nie, was einen erwartet. Mal überrollt das Team den Gegner und schickt ihn beinahe zweistellig nach Hause. Ein anderes Mal reicht es trotz drückender Überlegenheit selbst gegen Abstiegskandidaten nicht zu drei Punkten. Und dann gibt es Spiele wie das jüngste Derby gegen Bayern Kitzingen, in denen eine bescheidene Leistung mit einem Sieg belohnt wird.

Was tut man nicht alles, um seine Führung zu verteidigen und über die Zeit zu retten. Jürgen Endres nahm eiligst Tempo auf, als er bemerkte, dass der Gegner auf dem Weg zum Tor war. Der Abtswinder Mittelfeldspieler hetzte zur Außenlinie und unmittelbar vor der eigenen Bank kreuzte sich sein Weg mit dem Kitzinger Shawn Hilgert. Die Körper prallten aufeinander, und schwupps lagen sie auf dem Boden. „Ich habe ihn doch nur abgelaufen“, gab Endres zu verstehen, während Hilgert sich auf dem Rasen krümmte, als sei er gerade von einer Horde Wildschweine über den Haufen gerannt worden. Der Abtswinder hatte zwar das Laufduell gewonnen, stand dann aber doch als Verlierer da, als der Schiedsrichter ihm die Gelb-Rote Karte vor die Nase streckte. „Mein erster Platzverweis bei den Herren“, so Endres. Sein Trainer Petr Skarabela empfand die Situation als „taktisches Foul“, und nach den Erfahrungen aus der Vorwoche musste ihm ab dem Moment eigentlich Böses schwanen. In Kahl nämlich waren Sven Gibfried und Carl Murphy gleichzeitig vom Platz geflogen, und von da an hatte das Unglück seinen Lauf genommen, dass Abtswind eine 1:0-Führung verspielte und mit einer 1:3-Niederlage nach Hause fuhr.

Diesmal kam es anders. In der Schlussviertelstunde – inklusive der Nachspielzeit waren es gar zwanzig Minuten, die Abtswind in Unterzahl überstehen musste – ging alles glatt. Petr Skarabela war beeindruckt: „Das machen wir richtig super.“ Sein Team hatte noch genug Kraft, um die Tempogegenstöße auszuspielen. Nur dass Michael Herrmann und Pascal Kamolz sowie im Nachschuss beide Male Jörg Otto die Großchancen vergaben, um das knappe Ergebnis auszubauen. Besonders in der 89. Minute ging es konfus zu. Kamolz lupfte das Leder über Schlussmann Florian Nöth. Der Abschluss hatte nicht genug Durchschlagskraft, um von alleine ins Netz zu fliegen. Otto setzte nach, schob ins Tor und war doch nicht am Ziel, weil Schiri Sebastian Eder ein Foul an Kitzingens Florian Gaubitz erkannte. Auch sonst war es eine knappe Angelegenheit zwischen zwei Mannschaften, von denen die eine in der Spitzengruppe mitmischt und die andere tief im Abstiegssumpf steckt. Große Unterschiede zwischen Platz vier und Platz siebzehn gab es in dem Fall nicht. Nicht umsonst stellte Petr Skarabela fest: „Kitzingen war nach der Winterpause unser bester Gegner.“ Klang schön, brachte seinem Trainerkollegen Björn Auer freilich unter dem Strich recht wenig. Der eine schläfrige Moment in der 18. Minute reichte aus, dass die Gäste leer ausgingen. Carl Murphy hatte alle Zeit der Welt, seine Flanke zu schlagen. Peter Mrugalla sah den Ball kommen und hatte ohne die Gegenwehr von Bewacher Kastriot Krasniqi kein Problem, per Kopf ins lange Eck zu treffen.

Kitzingens Torhüter Florian Nöth taucht ab und nimmt dem Abtswinder Pascal Kamolz die Chance auf einen Treffer.

Am Ende brachte das 1:0 vor allem Prestige im Lokalvergleich um die Vorherrschaft im Landkreis. Wie wichtig die Zähler noch sein können, wird sich zeigen, wenn Abtswind die direkten Konkurrenten Schwebenried/Schwemmelsbach (nächsten Samstag) und Forchheim (in fünf Wochen) trifft. Auch wenn am Samstag nur ein Tor fiel, hatte die Begegnung mehr zu bieten. Es gab kein großes Abtasten, keine dröge Hinhaltetaktik, um sich den Gegner auszugucken. Abtswind hatte anfangs vor allem auf der linken Seite Probleme, und auch Torhüter Patrick Hefner musste zunächst einmal seine Nervosität besiegen, um Sicherheit zu gewinnen. Der 19-Jährige bestritt sein erstes Landesligaspiel von Beginn an. Er bekam den Vorzug vor Irnes Husic, der in Kahl gepatzt hatte. Auf vier weiteren Positionen hatte Petr Skarabela seine Elf zur Vorwoche umgebaut: Adrian Graf kehrte für den gesperrten Sven Gibfried ins Team zurück – genauso wie Jonas Wirth, so dass Nicolas Wirsching den beruflich verhinderten Daniel Hämmerlein in der Innenverteidigung vertrat. Da Przemyslaw Szuszkiewicz mit Hüftschmerzen ausfiel, rückte Jona Riedel nach. Und nach seiner leichten Gehirnerschütterung blieb Philipp Hummel vorerst auf der Bank, was Peter Mrugallas Einsatz begünstigte.

So kam eins zum anderen und Abtswind zu seinem Tor. Die Kitzinger Bayern, vor allem die wuseligen Ahmed Bakare und Shawn Hilgert, deckten im ersten Durchgang manche Schwachstelle in der Hintermannschaft der Gastgeber auf. Das halbherzige Eingreifen begünstigte, dass Tolga Arayici jenseits der Strafraumlinie abziehen konnte und sein Schuss den Pfosten streifte (22. Minute). Auf der anderen Seite knallte Jürgen Endres die Kugel von außen ans Aluminium, nachdem er an Keeper Nöth vorbeigezogen war (41.). Szenen wie die von Kitzingens Ahmed Bakare, der Nicolas Wirsching vor der Pause packte und schüttelte – dafür gab es Gelb –, blieben zum Glück eine Ausnahme. Bedeutend munterer wurde dafür die zweite Hälfte: Peter Mrugallas Antritt konnte Kitzingens Marco Endres schwerlich folgen. Erst ein Foul haarscharf an der Grenze zum Sechzehner unterband die Aktion (60.). Die größte Aktionsdichte gab es in der 70. Minute: Innerhalb von sechzig Sekunden rettete zunächst der Kitzinger Torhüter Florian Nöth mit einem Hechtkopfball außerhalb des Strafraums vor Frank Hartlehnert. Im Gegenzug hatte Abtswind Glück, dass Ahmed Bakare allein vor Patrick Hefner ausrutschte. Und im nächsten Gegenangriff – noch immer in der 70. Minute – parierte Nöth mit einem Blitzreflex den Schuss von Pascal Kamolz. Die Szenerie war der beste Beleg, dass auch ein 1:0-Spiel lebhaft verlaufen kann.

Michael Kämmerer

Gebannte Blicke auf den Rängen: Im Abtswinder Strafraum geht es hoch her.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Patrick Hefner – Michael Herrmann, Nicolas Wirsching, Adrian Graf, Carl Murphy – Jonas Wirth, Jürgen Endres, Peter Mrugalla (71. Jörg Otto), Jona Riedel (64. Frank Hartlehnert) – Steffen Barthel (80. Philipp Hummel), Pascal Kamolz.
Bayern Kitzingen: Florian Nöth – Phillip Schlarb, Benedikt Straßberger, Marco Endres, Kastriot Krasniqi – André Hartmann, Tolga Arayici, Shawn Hilgert, Florian Gaubitz (90. Florian Kieser) – Ahmed Bakare, Jossef Jabiri (15. Felix Straßberger).
Schiedsrichter: Sebastian Eder (Wechingen); Assistenten: Sebastian Steigerwald (Rohrenfels), Jonas Krzyzanowski (Neuburg/Donau).
Zuschauer: 300.
Gelbe Karten: Adrian Graf, Pascal Kamolz, Frank Hartlehnert (Abtswind); Ahmed Bakare, Marco Endres, Kastriot Krasniqi (Kitzingen).
Gelb-Rote Karte: Jürgen Endres (Abtswind, 75., Foulspiel).
Tor: 1:0 Peter Mrugalla (18.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Gewonnen, Mund abputzen, und weiter geht’s. Wir haben uns schwer getan und dreckige Punkte eingefahren. Kitzingen war nach der Winterpause unser bester Gegner. Sie haben uns richtig gefordert und wahrscheinlich ihr bestes Saisonspiel gezeigt. Ich bin davon ausgegangen, dass mehr als nur ein Tor für uns fällt. Pascal Kamolz hatte die Chancen dazu, aus denen er mehr machen muss. Nach zuletzt acht Gegentoren in drei Spielen tut es gut, dass wir wieder zu Null gespielt haben. In der ersten Halbzeit hatten wir zu viele Probleme. Kitzingen war da zwanzig Minuten besser. Nach der Pause haben wir uns stabilisiert und waren in der Abwehr besser gestanden. Auch die Situationen nach dem Platzverweis haben wir gut gelöst und haben weiter nach vorne gespielt. Physisch und taktisch haben wir uns auf hohem Niveau bewegt, bis in die fünfminütige Nachspielzeit hinein. Das zeigt mir, dass die Mannschaft topfit ist. Bis zum Schluss war es ein rassiges und spannendes Spiel.“

Björn Auer (Trainer Bayern Kitzingen): „Wir haben viel Aufwand betrieben und ein sehr ordentliches Spiel abgeliefert. Leider haben wir uns mal wieder nicht belohnt. In der ersten Halbzeit haben wir einmal geschlafen und sind dann dem 0:1 hinterhergelaufen. Ahmed Bakare und Shawn Hilgert waren viel unterwegs. Die ganze Mannschaft hat gut gegen den Ball gearbeitet, gerade im zentralen Mittelfeld mit Tolga Arayici und André Hartmann. Ich war über weite Strecken mit allen Spielern sehr zufrieden, weil sie die taktische Vorgabe umgesetzt haben. Wir wollten hoch anlaufen und haben das sehr gut geschafft. In der ersten Halbzeit haben wir gute Chancen herausgespielt. Es war ärgerlich, dass wir wegen Jossef Jabiris Verletzung frühzeitig wechseln mussten. Dennoch hat uns die Umstellung wenig aus der Bahn geworfen. Wir können es noch aus eigener Kraft schaffen, die Abstiegszone zu verlassen. Leider gehen wir personell am Stock. Ich bin jede Woche froh, wenn ich dreizehn, vierzehn Spieler zusammenzubringe.“

Michael Herrmann (Kapitän TSV Abtswind): „Abgesehen davon, dass wir gewonnen und zu Null gespielt haben, gibt es nicht viel, worauf wir aufbauen können. Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen und hatten teilweise Angst, hinten herauszuspielen. Der letzte Pass nach vorne war eine Katastrophe. Wir haben schon so oft gut gespielt und waren mit leeren Händen dagestanden. Diesmal ist es eben umgekehrt, und wir freuen uns trotzdem ein bisschen. Es geht nicht von heute auf morgen, die Kommunikation auf dem Platz zu verbessern, wie es der Trainer fordert. Wir haben Spieler, die von ihrem Naturell nicht laut und extrovertiert sind. In der defensiven Absprache haben wir es heute schon viel besser gemacht. Das war ein Anfang. Wir brauchen nicht auf die Tabelle zu schauen. Trotzdem ist der Druck nicht weg. Wir können immer wieder rankommen, das haben wir im Hinterkopf. Schwebenried und Forchheim warten noch auf uns. In erster Linie müssen wir wieder zu unserer Leistung finden.“

In der Schnittstelle der Kitzinger Innenverteidigung mit Marco Endres (links) und Benedikt Straßberger bahnt sich Abtswinds Angreifer Pascal Kamolz seinen Weg.

Viele Impressionen vom Spiel gibt es in einer Fotoserie.

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