Im Test erkennt der Trainer seine Mannschaft erst nicht wieder

Würzburger FV – TSV Abtswind 3:1 (3:0)

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In der ersten Pokalrunde im Sommer, beim ersten Pflichtspiel der Saison, hatte der TSV Abtswind vorgemacht, wie sich der Würzburger FV ausschalten lässt. Mit dem 4:2-Sieg hatte der Landesligist gehörig aufhorchen lassen und den Bayernligisten aus dem Wettbewerb befördert. Ein Dreivierteljahr später trafen sich die Teams unter veränderten Vorzeichen: Die Partie am Samstagnachmittag diente lediglich als Test und Ersatzbeschäftigung, nachdem der Wettbewerb um Punkte ausgefallen war.

In Abtswind war der Rasen kurzerhand zum fußballbefreiten Gebiet erklärt worden. Zu weich und zu matschig präsentierte sich der Platz nach den winterlichen Kapriolen der letzten Tage. Ein Spiel von neunzig Minuten war dem mehr oder weniger grünen Viereck nicht zuzumuten. Das Aufeinandertreffen mit dem TSV Unterpleichfeld fiel regelrecht ins Wasser. Kurioser mutete die Absage an, die den Würzburger FV ereilte: Gegner FC Sand wollte die Partie auf Kunstrasen austragen, doch war der genauso wie der Hauptplatz unbespielbar. Allerdings nicht, weil dort etwa Schnee lag. Der war einige Tage zuvor geräumt worden, wobei zu viel Granulat, das Schürfwunden verhindern soll, abgetragen wurde. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen und vor allem die Schaffenspause nicht auszudehnen, verabredeten sich Abtswind und Würzburg zum freundschaftlichen Leistungsvergleich. Den hätte es vor drei Wochen ohnehin geben sollen. Anfang März wurden die Teams jedoch vom Winter überrumpelt, so dass die Plätze in der Würzburger Mainaustraße unter einer dicken Schneeschicht lagen.

Seitdem hatten sich dort die Verhältnisse kolossal gebessert – so sehr, dass Abtswinds Gastspiel sogar auf dem Hauptfeld stattfinden konnte. Voran WFV-Trainer Marc Reitmaier war daran gelegen, auf Naturrasen zu testen, um den Wettkampfmodus möglichst realistisch zu simulieren. Der gut gepflegte, griffige und erstaunlich ebene Platz bot den beiden spielstarken Mannschaften ideale Bedingungen. Während die Hausherren sich das auch tatsächlich zunutze machten, kam Abtswind eine Halbzeit lang überhaupt nicht in Tritt. Dass es zur Pause glatt 3:0 für den Tabellendritten der Bayernliga stand, war daher nicht verwunderlich. Wer kein einziges Mal in 45 Minuten aufs Tor schießt und hinten anfällig ist, hat es nicht anders verdient. „Als Spitzenreiter dürfen wir nicht glauben, es liefe von alleine“, musste Abtswinds Trainer Petr Skarabela zugeben, der nächstes Wochenende mit seiner Mannschaft zum TSV Karlburg muss.

Nicht mit dem Rücken zur Wand, sondern zum Tor: Abtswinds Frank Hartlehnert ist noch nicht in Schussposition.

„Ich bin froh über diese Lektion, weil wir in der Landesliga so nicht auftreten dürfen.“ Seine Elf, in der Pascal Kamolz, Mathias Brunsch und Christopher Lenhart fehlten, machte es dem Gegner allzu einfach, der stets den ein oder anderen Schritt schneller lief und seine Qualitäten bedingungslos ausspielte. Nicht umsonst stehen die Würzburger in der Liga so weit vorne, auch wenn ihnen im Pokal im Juli gewiss noch manches Prozent ihres Leistungsvermögens gefehlt hatte. Würzburgs Cristian Dan hat zurück zu seiner Stärke gefunden, die er in seinem Jahr in Abtswind nicht abrufen konnte. Der 30-Jährige hat in der laufenden Saison 15 Mal getroffen. Am Samstag blitzte seine Gefährlichkeit besonders in der zwölften Minute auf, als er auf Vorlage von Adrian Istrefi zur 1:0-Führung zielen konnte. Keiner stand in seiner Nähe, um ihn auch nur ansatzweise dabei zu stören. „Wir sind nicht an unsere Grenzen gegangen“, stellte Skarabela fest.

Abtswinds Auftritt bekam ernüchternde Züge, als Paul Obrusnik und Marc Hänschke kurz vor der Pause das Ergebnis auf 3:0 stellten. Hätte Cristian Dan nicht freistehend vergeben, wäre es noch eindeutiger ausgefallen. „So konnte es nicht weitergehen“, monierte Petr Skarabela, der zu Beginn des zweiten Durchgangs fünfmal wechselte – und plötzlich Besserung feststellte: „Wir haben gesehen, was möglich ist“, so der Trainer. „Das war die Mannschaft, die ich kenne.“ Die Gäste übernahmen tatsächlich die Kontrolle über das Geschehen, weil die Zweikampfwerte stimmten und die Vorstöße schneller kamen. Adrian Dußlers Freistoß flog zu Daniel Hämmerlein, der in der 59. Minute mit dem Kopf auf 1:3 verkürzte. Im zweiten Abschnitt stemmte sich Abtswind engagiert gegen die Niederlage und ließ keine gefährlichen Aktionen der Würzburger mehr zu. Fünf Minuten vor dem Ende rannte Philipp Hummel über den Flügel, wo sich nach der Pause viel abspielte, vors Tor der Hausherren, doch sein Abschluss ging knapp daneben.

Michael Kämmerer

Torschützen unter sich: Abtswinds Daniel Hämmerlein (links) und der Würzburger Cristian Dan.

Das Spiel in der Statistik

Würzburger FV: André Koob (71. Andreas Binner) – Andreas Ganzinger (80. Jonas Greim), Marc Hänschke (46. David Drösler), Andreas Bauer (71. Tim Lorenz), Benjamin Schömig – Adrian Istrefi, Wojtek Droszcz (63. Jannis Thein) – Nicolas Engelking (46. Patrick Hofmann), Sebastian Fries (84. Jan Krämer), Paul Obrusnik (63. Kevin Röckert) – Cristian Dan.
TSV Abtswind: Florian Warschecha (46. Julian Schneider) – Michael Herrmann, Sven Gibfried (46. Daniel Hämmerlein), Adrian Graf, Lukas Wirth (46. Jona Riedel) – Jonas Wirth – Nicolas Wirsching, Peter Mrugalla (46. Philipp Hummel), Adrian Dußler, Frank Hartlehnert (73. Julian Beßler) – Daniel Endres (46. Jürgen Endres).
Schiedsrichter: Manuel Steigerwald (Karlburg); Assistenten: Hannes Hemrich (Urspringen), Maximilian Ziegler (Lindach),
Zuschauer: 80.
Tore: 1:0 Cristian Dan (12.), 2:0 Paul Obrusnik (39.), 3:0 Marc Hänschke (43.), 3:1 Daniel Hämmerlein (59.).

Viele Bilder vom Spiel in Würzburg gibt es in einer Fotoserie.